USA-Wahlen: Demokraten suchen verzweifelt nach einem Schuldigen für die Niederlage
2024-11-23
Autor: Luca
Während im sonnigen Mar-a-Lago Donald Trump seinen triumphalen Sieg jeden Abend mit extravaganten Feiern zelebriert, versinkt die Hoffnung der Demokraten in tiefer Traurigkeit. Die Kandidaten, die in der Präsidentschaftswahl unterlagen, sind ratlos, wie sie mit dieser schmerzlichen Niederlage umgehen sollen.
Die erste Trauerphase, wie von der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross beschrieben, ist überwunden: Die Abkehr von der Wahrheit ist jetzt nicht mehr möglich. Diese Woche gaben auch die letzten unterlegenen Kongresskandidaten auf, da sie gegen die überwältigende Welle, die Trump ins Weiße Haus getragen hat, keine Chance hatten. Die Republikaner konnten in fast allen Bundesstaaten Stimmengewinne verzeichnen.
Einen weiteren tiefen Schlag musste auch Kamala Harris hinnehmen, die zurückgezogen nach Hawaii gereist ist, um über ihre Zukunft nachzudenken und eine kurze Atempause zu finden.
Gerade in der aktuellen politischen Landschaft überwogen bei den Demokraten vor allem Wut und Enttäuschung. Diese Wut richtet sich nicht nur gegen Trump, sondern zunehmend gegen die eigene Parteiführung. Andrew Young, ein Befürworter von Harris, machte Präsident Biden für den Verlust verantwortlich und merkte an, dass der Rücktritt im Januar statt im Juli vielleicht ein anderer Wahlausgang bewirkt hätte. Bidens Unterstützer jedoch wandten sich gegen Harris und fragten verwundert, wie sie es geschafft habe, eine Billion Dollar auszugeben und dennoch zu verlieren.
Eine tiefere Analyse zeigt, dass die Demokratische Partei ihre Identität verloren hat. Wie Kommentatorin Peggy Noonan anmerkte, standen die Demokraten traditionell für die einfachen Leute, waren gegen Kriege und setzten auf eine hohe Staatsausgabenpolitik. Diese Grundlagen wurden jedoch von Trump und den Republikanern erfolgreich übernommen. Trump hat bei der Arbeiterklasse, unabhängig von der Hautfarbe, an Zustimmung gewonnen und ist ein Magnet für die Kriegsgegner.
Kritiker unter den Demokraten, darunter Chris Kofinis, ein ehemaliger Berater des Senators Joe Manchin, argumentieren, dass Trump nicht das zugrunde liegende Problem, sondern nur ein Symptom der politischen und wirtschaftlichen Eliten sei, die vom Volk als nicht mehr relevant empfunden werden. Sie sehen einen massiven Riss zwischen der Partei und den Wählern, der nicht ignoriert werden kann.
Besonders das alte Parteiestablishment, repräsentiert durch Ex-Sprecherin Nancy Pelosi, wird zunehmend kritisiert. Pellegrinis Ältere Generation hat zwar Harris unterstützt, doch die Verantwortung für die Niederlage scheint nicht wirklich bei ihnen zu liegen. Sie gibt den neuen Kommunikationskanälen wie Podcasts die Schuld für diesen Rückschlag, während viele sich fragen, ob diese Argumente wirklich den Kern des Problems treffen.
In einer noch verheerenderen Wendung äußert David Garrow, Biograf von Barack Obama, dass auch der ehemalige Präsident für die Niederlage mitverantwortlich sei. Laut Garrow führt die Stigmatisierung der Wähler, die sich nicht kleinreden lassen wollen, zur Entfremdung von der Partei.
Der Zorn über die Niederlage hat einen erneuten Widerstandsgeist erweckt. Im Kongress und in der Regierung arbeiten Demokraten daran, Errungenschaften aus den letzten Jahren zu sichern, um zu verhindern, dass Trump alles rückgängig macht. Staatsanwälte in von Demokraten geführten Bundesstaaten bereiten sich darauf vor, Trumps Vorhaben rechtlich zu bekämpfen, einschließlich geplanter Rückführungen illegaler Einwanderer.
Allerdings wächst die Besorgnis, dass Trump diesmal besser vorbereitet ist für seine zweite Amtszeit als zuvor. Bob Ferguson, der oberste Staatsanwalt von Washington State, meint, dass Trump mit der Unterstützung einer starken konservativen Mehrheit im Obersten Gericht nicht einfach zu stoppen sein wird.
Die Unterstützung der Straßenproteste, die in der Vergangenheit so einflussreich war, scheint zu schwinden. Ein Bericht der 'New York Times' zeigt, dass viele in der „Trump Resistance“ die Motivation verlieren, während der ursprüngliche „Women’s March“ von 2017 als fruchtlos empfunden wird.
Immer mehr Demokraten entdecken die dritte Trauerphase und beginnen, einen Dialog mit dem Wahlsieger zu führen. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom, der sich während des Wahlkampfs stark gegen Trump aussprach, zeigt sich nun umso kompromissbereiter.
Die Jüngsten in der Partei könnten für die Zukunft entscheidend sein, doch der Weg zur Identität der Partei als Arbeiterpartei bleibt herausfordernd. Während einige Namen wie Rahm Emanuel genannt werden, ist fraglich, ob diese Rückkehr wirklich die Antwort auf die Krise der Partei in der Gegenwart ist. Nach Kübler-Ross' Trauertheorie könnte dies die Phase der Depression sein, in der die Parteibasis sich fragen muss, wohin der Weg tatsächlich führen soll.