Ein erheblicher Teil der Bevölkerung ist möglicherweise einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt, und die Gründe könnten überraschen. Neueste Studien zeigen, dass die Gesundheit des Darms eine wesentliche Rolle spielt.

In Deutschland leiden schätzungsweise fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung an chronischer Verstopfung. Diese Erkrankung ist ernst zu nehmen und wird definiert durch anhaltende Symptome über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten. Alarmierende neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass chronische Verstopfung das Risiko für einen Herzinfarkt erheblich steigern kann.

Laut einer Untersuchung der Monash University in Australien, die im berühmten Fachmagazin American Journal of Physiology-Heart and Circulatory Physiology veröffentlicht wurde, analysierten Forscher die Gesundheitsdaten von über 400.000 Personen aus der britischen Biobank. Die Ergebnisse waren schockierend: Teilnehmer, die unter anhaltender Verstopfung litten, erlitten zwei- bis dreimal häufiger einen Herzinfarkt als Personen ohne diese Symptome. Die Studie legt nahe, dass chronische Verstopfung nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch ernsthafte Herzerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzversagen begünstigen kann.

Ein besonders besorgniserregender Befund: Unter den Probanden mit Bluthochdruck lag die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, bei erschreckenden 34 Prozent. Laut der Studienautorin Prof. Francine Marques sind zwar traditionell bekannte Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht und Rauchen nach wie vor die Hauptursachen für Herzerkrankungen. Jedoch zeigen die neuen Erkenntnisse, dass diese Faktoren nicht allein verantwortlich sind.

Die Verknüpfung zwischen Verstopfung und Herzinfarktrisiko hat zu neuen Fragen geführt. Wissenschaftler vermuten, dass das Risiko durch das starke Drücken bei der Stuhlentleerung hervorgerufen werden könnte, was wiederum den Blutdruck und die Herzfrequenz in gefährliche Höhen treiben könnte. Darüber hinaus brachte die Studie auch genetische Aspekte ins Spiel: Die Forscher fanden gemeinsame genetische Risikofaktoren zwischen Verstopfung und verschiedenen Herzkomplikationen.

Zusätzlich ist es wichtig zu erwähnen, dass ein gesunder Lebensstil, der ballaststoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr umfasst, entscheidend zur Prävention von Verstopfung und damit möglicherweise auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gesundheit des Darms nicht nur für das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch für die Herzgesundheit von zentraler Bedeutung ist. Die Erkenntnisse dieser Forschung könnten die Art und Weise, wie wir über Herz-Kreislauf-Erkrankungen denken, revolutionieren. Lassen Sie sich daher regelmäßig ärztlich beraten und beachten Sie die wichtigsten Anzeichen für chronische Verstopfung!