Wissenschaft

War die frühe Venus doch keine zweite Erde?

2024-12-04

Autor: Laura

Wüstenhitze statt Ozeane: Längst gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Venus einst lebensfreundlich war, ähnlich wie die Erde, und sogar Ozeane besaß. Doch neue Analysen werfen nun erhebliche Zweifel auf diese Annahme. Forscher berichten in der Fachzeitschrift „Nature Astronomy“, dass die Venus von Anfang an viel zu heiß und trocken war, um jemals flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche zu haben. Diese Erkenntnisse haben weitreichende Auswirkungen auf die Suche nach Exoplaneten in der habitablen Zone.

Als „Zwilling“ der Erde wird die Venus oft bezeichnet, da ihre Größe und innere Struktur vergleichbar sind. Auch die Anwesenheit von Vulkanen und einer dichten Atmosphäre ähnelt der Erde. Dennoch enden hier die Gemeinsamkeiten, denn die Venus präsentiert sich heute als lebensfeindliche Hitzehölle mit Temperaturen über 400 Grad Celsius. Doch die Frage bleibt: War es schon immer so?

Gegensätzliche Theorien zur Vergangenheit der Venus

Wissenschaftler wie Tereza Constantinou von der University of Cambridge haben zwei gegenteilige Theorien zur Vergangenheit der Venus entworfen. Nach einem Szenario könnte die Venus über Milliarden von Jahren ein gemäßigtes Klima und sogar flüssige Wasserflächen besessen haben. Der Gedanke ist, dass die Venus bei ihrer Jugend Ozeane haben konnte, bis ein ansteckender Treibhauseffekt, ausgelöst durch die zunehmende Helligkeit der Sonne, das Wasser verdampfen ließ.

Die andere Theorie hingegen lässt darauf schließen, dass die Venus von Beginn an ein trockenes, lebensfeindliches Klima hatte. Laut den Forschern entwickelte sich die trockene Atmosphäre, weil der Magmaozean der Venus über einen Zeitraum von etwa 100 Millionen Jahren erstarrte. Dies führte dazu, dass das Wasser im Gestein frühzeitig verdampfte und die dichte Wasserdampfhülle entstand, die schnell Wasserstoff in den Weltraum verlor.

Ursprung der Vulcanismusforschung

Um herauszufinden, welches dieser Szenarien der Wahrheit näherkommt, untersuchte das Team um Constantinou die Gase, die von den Vulkanen der Venus emittiert werden, darunter auch Wasserdampf. Die Analyse der Vulkangase könnte Aufschluss über die Wassermenge im Inneren der Venus geben. Ein wasserreiches Inneres würde sich in der Zusammensetzung der Vulkangase widerspiegeln. Mit Hilfe eines geochemischen Modells rekonstruierten die Forscher die Venusatmosphäre und berechneten, wie viel Wasser diese Vulkane emittieren müssten, um den aktuellen Zustand der Atmosphäre aufrechtzuerhalten.

Erstaunliche Ergebnisse: Kaum Wasser im Inneren

Die Ergebnisse waren aufschlussreich: „Die Vulkangase der Venus enthalten maximal sechs Prozent Wasser“, berichten die Forscher. Im Gegensatz zu den irdischen Vulkangasen, die einen Wassergehalt von etwa 96 Prozent aufweisen, ist das Ergebnis auffallend trocken. Dieser große Unterschied lässt darauf schließen, dass dem Venusmagma Wasser fehlt und es stattdessen reich an Schwefel und Kohlenstoff ist. Mit anderen Worten: Die innere Venus scheint ebenso trocken zu sein wie ihre unbelebte Oberfläche.

Die Implikationen für die Forschung von Exoplaneten

Diese Entdeckungen sprechen gegen die Theorie eines früheren, wasserreichen Lebensraums auf der Venus. „Ein trockenes Inneres der Venus steht im Widerspruch zu der Vorstellung, dass sie einst Ozeane beherbergte und ein klassisch bewohnbares Klima hatte“, so Constantinou und ihr Team. Sie kommen daher zu dem Schluss, dass die Vorstellung von einer von Beginn an heißen Venus eher zutrifft als die eines früheren, erdähnlichen Zwillings.

Diese Ergebnisse sind nicht nur für das Verständnis der Venus von Bedeutung, sondern haben auch weitreichende Auswirkungen auf die Erforschung von Exoplaneten. Da die Venus sich nahe der inneren Grenze der habitablen Zone befindet, ähnlich wie einige Planeten in anderen Sonnensystemen, können diese Erkenntnisse helfen, die Lebensfreundlichkeit formulierender Planeten einzuschätzen.

„Wenn die Venus niemals bewohnbar war, verringert dies die Chance, dass venusähnliche Planeten anderswo auch lebensfreundlich sind“, erklärt Constantinou. Die Ergebnisse könnten zudem von der geplanten NASA-Mission DAVINCI, die für 2029 angesetzt ist, überprüft werden. Diese Mission soll umfassende Daten zur chemischen Beschaffenheit der Venus sammeln und könnte entscheidende Antworten zur Wassergeschichte des Planeten liefern.

Im Angesicht solch bahnbrechender Erkenntnisse bleibt die Frage, wie viele weitere Geheimnisse unser Nachbarplanet noch birgt und welche Lehren wir daraus für die Suche nach außerirdischem Leben ziehen können.