Die windelfreie Erziehung sorgt derzeit für spannende Diskussionen auf Plattformen wie TikTok. Die 22-jährige Phoebe Krech aus dem Aargau hat beschlossen, ihr Kind bereits ab der Geburt ohne Windeln zu erziehen. Ihr Ansatz und ihre Erfahrungen teilen sie mit ihrer wachsenden Fangemeinde online.

Erziehungsexpertin Rita Messmer, die seit fast 40 Jahren zur frühen Reinlichkeit von Säuglingen forscht, unterstützt Phoebes Initiative. Sie betont, dass eine windelfreie Erziehung langfristig weniger Aufwand bedeuten kann. "Die Kinder lernen schneller, ihr Bedürfnis zu signalisieren, was in der Regel zu weniger Unfällen führt", erklärt Messmer.

Phoebe, die derzeit im fünften Monat schwanger ist, hat in den letzten Jahren viel über die natürliche Erziehungsmethode gelernt. "In der Natur tragen Babys auch keine Windeln. Sie kommunizieren, wenn sie müssen", sagt sie. Sie argumentiert zudem, dass Windeln umweltbelastend sind und viele Schadstoffe enthalten können, die Hautreizungen verursachen.

Wie plant Phoebe die Umsetzung? Sie beobachtet ihr Kind tagsüber genau und reagiert auf Zeichen wie Quengeln oder plötzliches Innehalten, um das Baby in einem geeigneten Moment über ein Lavabo oder einen speziellen Töpfchen abhalten zu können. "Ich habe nichts zu verlieren, außer vielleicht meine Geduld", sagt sie schmunzelnd.

Für die Nacht oder bei Ausflügen plant sie die Verwendung von Stoffwindeln, um einen sanften Übergang zu ermöglichen. "Ich weiß, dass es unrealistisch ist, ganz auf Windeln zu verzichten, aber ich möchte, dass mein Kind nicht denkt, Windeln seien die Norm."

Nicht jeder ist von Phoebes Entscheidung begeistert. Online und im persönlichen Umfeld hat sie viele skeptische Stimmen gehört. Kritiker fragen sich, ob sie nicht ständig mit einem nassen Kind umgehen muss und ob diese Methode wirklich vorteilhaft ist. Doch es gibt auch eine Welle von Unterstützung, mit anderen Eltern, die ihre positiven Erfahrungen mit der windelfreien Erziehung teilen.

Messmer hat beobachtet, dass immer mehr Kinder in der westlichen Welt Schwierigkeiten haben, nachts trocken zu werden - einige tragen sogar noch in der Grundschule Windeln. Sie führt dies darauf zurück, dass Windeln die natürlichen, biologischen Fähigkeiten der Kinder zur Kontrolle von Ausscheidungen behindern. In Kulturen, in denen windelfreie Erziehung alltäglich ist, haben Kinder weniger Probleme damit.

Psychologe Philipp Ramming hat Bedenken, dass windelfreie Erziehung nicht für alle Familien realistisch ist, besonders für berufstätige Eltern, die wenig Zeit haben. "Eltern müssen die Signale ihres Babys deuten können, was eine immense Aufmerksamkeit erfordert", warnt er. Übermäßiger Druck durch soziale Medien könnte zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen, insbesondere wenn Eltern ihre Erfahrungen miteinander vergleichen.

Während Ramming skeptisch ist, glaubt Messmer fest an die Vorteile der windelfreien Erziehung und fordert mehr öffentliche Aufklärung zu diesem Thema. "Wenn Familien gut informiert sind, kann der Aufwand tatsächlich geringer sein, weil sie nicht mehr ständig Windeln wechseln müssen."

Die Frage bleibt: Würden Sie Ihr Kind windelfrei erziehen? Die Ansichten sind gespalten, aber die Debatte zeigt, dass das Interesse an alternativen Erziehungsmethoden immer größer wird. Sehen wir hier den Beginn eines neuen Trends in der Elternschaft?