Unterhaltung

Zürich Film Festival: Kate Winslet glänzt als oscarreife Lee Miller

2024-10-06

Seit dem phänomenalen Erfolg von «Titanic» sind inzwischen über 25 Jahre vergangen. Kate Winslet, die für ihre Rolle in der preisgekrönten Literaturverfilmung «The Reader» bereits einen Oscar gewonnen hat, setzt ihre beeindruckende Karriere unermüdlich fort. Großartige Regisseure wie Roman Polanski und Woody Allen haben um sie geworben, während sie Blockbuster wie «Divergent» und «Avatar» mit künstlerisch anspruchsvolleren Projekten kombiniert.

Winslet ist auch in der Welt der Streaming-Dienste erfolgreich. In der Krimi-Serie «Mare of Easttown» brillierte sie als gebrochene Polizistin, und in der schwarzhumorigen Politsatire «The Regime» hauchte sie einer Kanzlerin eines fiktiven zentral-europäischen Staates Leben ein und zeigte gleichzeitig ihr komödiantisches Talent. Beide Projekte wurden bei HBO ausgestrahlt, und Winslet übernahm dabei auch Rollen als Produzentin.

Lee: Ein Herzensprojekt von Kate Winslet

Beim Zürich Film Festival kehrt Winslet nun mit dem Spielfilm «Lee» zurück, einer aufwändigen Biografie über die US-amerikanische Surrealistin, Kriegsfotografin und Fotomodell Lee Miller (1907-1977). Winslet selbst hat dieses Herzensprojekt ins Leben gerufen, die talentierte Regisseurin Ellen Kuras engagiert und aktiv an der Besetzung mitgewirkt.

In «Lee» bekommt Winslet die herausfordernde Aufgabe, die Hauptfigur in verschiedenen Lebensphasen darzustellen. Ihre Darstellung von Lee umfasst sowohl junge als auch ältere Jahre, und die Charakterisierung zeigt eine starke, unerschütterliche Frau, die in einer von Männern dominierten Welt überlebt. Die Figur raucht, trinkt, zeigt sich nackt und spricht Französisch. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs begibt sie sich auf mutige Reisen und begegnet dem Grauen des Krieges mit Unerschrockenheit und Entsetzen.

Ein Film mit kritischen Punkten

Allerdings hat «Lee» einige grundlegende Probleme. Insbesondere durch die Kriegsszenen zieht sich das Thema, dass die Hauptfigur zur feministischen Heldin emporstilisiert wird; die Geschichte wirft die Schicksale der anderen Akteure, wie Krankenschwestern und sterbende Soldaten, in den Hintergrund. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in der Erzählung.

Doch Kate Winslet bleibt die strahlende Hauptdarstellerin. Ihre Darbietung ist sowohl kraftvoll als auch wandelbar; sie sprüht vor Energie in ihren jüngeren Jahren, kämpft mit Entschlossenheit auf den Kriegsschauplätzen und vermittelt im Alter eine spürbare Desillusionierung. Diese Präsentation ist nicht nur eine beeindruckende Leistung, sondern erzählt viel über Winslets Verständnis für Schauspielkunst.

Oscar-Hoffnungen?

Ob Winslet sich von diesem gewagten Projekt eine erneute Oscar-Nominierung erhofft, bleibt ungewiss, doch die Academy hat bekanntlich ein Gespür für ausdrucksstarke Darstellungen. Unabhängig davon, ob «Lee» der Fotojournalistin gerecht wird, ist das, was Winslet auf die Leinwand bringt, einfach beeindruckend und könnte Gespräche über ihre nächste Oscar-Chance anstoßen. Die Vorstellung, dass eine renommierte Schauspielerin wie Winslet sich in einem solch komplexen Charakter präsentiert, macht die Vorpremiere von «Lee» zu einem Must-See-Event auf dem diesjährigen Zürich Film Festival.