Technologie

Bluesky-Chefin Jay Graber wünscht sich ein Schiff ohne Kapitän – Die Zukunft der sozialen Netzwerke

2024-11-19

Autor: Lukas

Jay Graber, die innovative 33-jährige US-Amerikanerin und Geschäftsführerin des aufstrebenden Social-Media-Netzwerks Bluesky, hat große Pläne für die Zukunft der sozialen Netzwerke. In einem provokanten Statement betonte sie vor zwei Jahren: "Als die sozialen Netzwerke entstanden, waren sie ein lustiges Experiment. Heute sind sie eine wichtige Infrastruktur, die den öffentlichen Diskurs antreibt." Bluesky wird zunehmend zur Anlaufstelle für Nutzer, die von Elon Musks Plattform X enttäuscht sind und nach Alternativen suchen.

Graber, dessen Vorname Lantian bedeutet – eine Hommage an die Freiheit, symbolisiert durch die Bedeutung von „Blauer Himmel“ in Mandarin – hat einen beeindruckenden akademischen Hintergrund. Sie absolvierte ihren Bachelor in Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft an der University of Pennsylvania. Danach wandte sie sich der Blockchain-Technologie zu und sammelte umfassende Erfahrungen als Softwareentwicklerin. Dabei war sie nicht nur im Programmieren tätig, sondern stellte auch Bitcoin-Mining-Equipment in einer Fabrik in Washington zusammen.

Im Jahr 2019 wurde Graber von Twitter kontaktiert, während sie an ihrem eigenen Projekt, Happening Inc., arbeitete, einer Alternative zu Facebooks Event-Funktion. Bereits damals war sie stark an dezentralisierten sozialen Netzwerken interessiert und veröffentlichte Beiträge zu diesem Thema. Nachdem das Bluesky-Projekt des Twitter-Gründers Jack Dorsey aufgrund der COVID-19-Pandemie ins Stocken geriet, setzte Graber sich im Jahr 2021 gegen zahlreiche andere Kandidaten durch und wurde zur Leiterin des Projekts ernannt.

Ein zentrales Anliegen von Graber war es, Bluesky als unabhängiges Unternehmen von Twitter zu trennen. "Ein Kapitän kann das Schiff jederzeit versenken", sagt sie und hebt hervor, dass eine solche Unabhängigkeit grundlegend für die Entwicklung dezentralisierter Protokolle ist. Ihre persönliche Geschichte, einschließlich der Erinnerungen an ihre Mutter, die während der Flucht aus China alles verlor, prägt ihr Misstrauen gegenüber zentralen Autoritäten: "Man kann kein dezentralisiertes Protokoll entwickeln, das von vielen Seiten angenommen wird, wenn es sich in den Händen eines der etablierten Player befindet."

Mit Bluesky plant Graber, eine „föderale Republik“ im Bereich sozialer Medien aufzubauen, die den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und Interaktionen bietet. In einer Zeit, in der Datenschutz und Verantwortung in sozialen Netzwerken immer wichtiger und schwieriger zu gewährleisten sind, könnte Bluesky genau das bieten, wonach viele sehnlichst suchen: eine angenehme, benutzerfreundliche und sichere Plattform zum Austausch von Ideen ohne die Schatten einer zentralen Kontrolle.