Brienz: Erste Schritte zur Umsiedlung beschlossen – Was jetzt kommt!
2024-11-20
Autor: Nina
Das Bergdorf Brienz im Kanton Graubünden steht am Abgrund eines historischen Wandels. Nach jahrzehntelangem Leben unter der Bedrohung durch die instabile Bergflanke des Piz Linard musste die Gemeinde erneut evakuiert werden – und das auf unbestimmte Zeit. Die zweite Evakuierung wurde am Sonntag aufgrund akuter Bergsturzgefahr eingeleitet.
Bei einer Informationsveranstaltung in Tiefencastel wurden am Mittwochabend die ersten Schritte zu einer möglichen endgültigen Umsiedlung skizziert. Rund 200 besorgte Bürgerinnen und Bürger, einschließlich aller Einwohner von Albula, nahmen an der Sitzung in der Turnhalle des Schulhauses Cumpogna teil. Die Behörden präsentierten ein Konzept, das vorsieht, dass die etwa 80 betroffenen Anwohner nach Tiefencastel, Alvaneu Dorf oder Vazerol umgesiedelt werden könnten.
Gemeindepräsident Daniel Albertin, der den Abend leitete, erklärte: „Die Planung ist vielschichtig.“ Obwohl viele Fragen offen blieben, betonte er die Notwendigkeit, vorbereitet zu sein für den Fall, dass eine Rückkehr nach Brienz nicht mehr möglich oder von den Bürgern nicht mehr gewünscht wird.
Eine positive Nachricht kam von Benno Burtscher, dem Präsidenten der Siedlungskommission: „Der Bund hat heute mitgeteilt, dass er eine finanzielle Entschädigung für den Landverlust bei einer Umsiedlung bereitstellt.“ Das gibt den Betroffenen Hoffnung auf Unterstützung in dieser schwierigen Zeit.
Projektleiter Silvio Sauter kündigte an, dass die Brienzer in den kommenden Wochen konkrete Wünsche äußern können, wohin sie umziehen möchten. Der Prozess zur Erschließung neu ausgewiesenen Baulands soll bereits im Januar beginnen.
Finanzierungsfragen wurden von Marc Handlery angesprochen. Er berichtete, dass sowohl der Bund als auch der Kanton signifikante positive Signale in Bezug auf die Finanzierung gesendet haben, aber viele Details noch zu klären sind.
Die Diskussion unter den Bürgern war von starken Emotionen geprägt. Ein Brienzer äußerte seine Enttäuschung über die späte Einbeziehung der Bewohner in den Planungsprozess und hinterfragte, warum Vazerol, das ebenfalls hochgelegen ist, nicht früher in Betracht gezogen wurde. „Ich kenne kaum jemanden, der in die Talsohle ziehen möchte“, sagte er und bezog sich auf Tiefencastel.
Ein anderer Anwohner brach in einer leidenschaftlichen Ansprache in Tränen aus: „Wir haben Risse in den Herzen, unsere Existenz steht auf der Kippe.“ Die Behörde musste sich verteidigen und erläutern, dass Vazerol anfänglich als UNSICHER galt, aber neue Untersuchungen seine Eignung jetzt bestätigen.
Die nächsten Schritte sind von großer Bedeutung: Brienz lebt seit Jahrzehnten mit der Gefahr durch die instabile Bergflanke, die sich wie ein Damoklesschwert über dem Dorf abzeichnet. Die bevorstehende Mitwirkungsphase zur Teilrevision der Ortsplanung beginnt am 22. November, und bis zum 23. Dezember können betroffene Anwohner ihre Anmerkungen mitteilen.
Die betroffenen Bürger von Brienz stehen jetzt vor einer immens schwierigen Entscheidung: Hoffen auf eine unsichere Rückkehr oder sich zügig auf eine Umsiedlung einstellen. „Die Last der Entscheidung liegt nun auf euren Schultern“, schloss Gemeindepräsident Albertin die Veranstaltung.
Wohin die Reise führt, bleibt unklar, doch eines steht fest: Brienz wird nie mehr sein, wie es einmal war.