Gesundheit

Die Dringlichkeit der Früherkennung von Alzheimer: Ein lebensverändernder Faktor

2024-10-02

Autor: Mia

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und stellt eine ernsthafte neurodegenerative Erkrankung dar, die oft schon bis zu 20 Jahre vor den ersten offensichtlichen Symptomen beginnt. Gedächtnisprobleme, das erste Anzeichen der Krankheit, können häufig auch bei gesunden älteren Menschen auftreten. Daher ist ein frühes Eingreifen entscheidend, da sowohl experimentelle als auch klinische Daten belegen, dass gezieltes kognitives und physisches Training die Gedächtnisfunktionen älterer Menschen erheblich verbessern kann.

Emrah Düzel, ein führender Forscher in der klinischen Alzheimerforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), betont: „Die Krankheit beginnt mit der Bildung toxischer Proteine im Gehirn, und erste Anzeichen dafür sind oft schon zwei Jahrzehnte vor einer klinischen Diagnose sichtbar.“ Dies macht die Früherkennung so wichtig, denn sie kann dazu beitragen, den Krankheitsverlauf signifikant zu verlangsamen.

Leider wird Alzheimer häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, meist bei Personen ab 65 Jahren, was die Behandlungsmöglichkeiten einschränkt. Eine frühzeitige Diagnose kann jedoch die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien dramatisch verbessern und ermöglicht eine rechtzeitige medizinische Intervention.

Ein innovativer Ansatz zur Früherkennung ist die Entwicklung einer App namens „neotivCare“, die in Zusammenarbeit zwischen DZNE, der Universität Magdeburg und dem Start-Up neotiv entstanden ist. Diese App nutzt eine Vielzahl kognitiver Tests, um subtile Veränderungen in der Gehirnfunktion frühzeitig zu erkennen, was in herkömmlichen Tests oft nicht möglich ist. Ein entscheidendes Merkmal der App ist ihre Benutzerfreundlichkeit: Patienten können die Tests in ihrer gewohnten Umgebung durchführen, was den Aufwand für Arztbesuche und langwierige Tests erheblich verringert.

Die App wird bereits weltweit in klinischen Studien eingesetzt und hat in Deutschland, in Pilotprojekten mit Krankenkassen, vielversprechende Ergebnisse gezeigt. In einer umfangreichen Studie mit über 700 Teilnehmern wurde nachgewiesen, dass die App eine effektive Ergänzung der klassischen Diagnosemethoden darstellt, indem sie die rechtzeitige Einleitung von Behandlungsmaßnahmen unterstützt.

Zusätzlich zur Früherkennung sind neue Behandlungsansätze entscheidend. Bislang gab es in der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Krankheit keine Medikamente, die die Ursachen bekämpfen, sondern lediglich solche, die gegen die Symptome wirken. In jüngster Zeit haben jedoch zwei vielversprechende Wirkstoffe, Lecanemab und Donanemab, die Aufmerksamkeit der medizinischen Gemeinschaft auf sich gezogen. Lecanemab erhielt 2023 in den USA die vollständige Zulassung; es soll die Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn abtransportieren und konnte das Fortschreiten der Krankheit in klinischen Studien um etwa 25 % verlangsamen. In Europa wurde die Zulassung von Lecanemab jedoch im Sommer 2023 von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) abgelehnt, was zu großer Enttäuschung in der Fachwelt führte.

Donanemab hingegen wurde im Juli 2024 in den USA zugelassen und zeigt ein großes Potenzial zur Behandlung der Erkrankung. Bei 75 % der Teilnehmer, die das Medikament in einem frühen Stadium einnahmen, konnte eine fast vollständige Abnahme der Beta-Amyloid-Ablagerungen innerhalb von 76 Wochen beobachtet werden. Obwohl diese Medikamente nicht in der Lage sind, die Krankheit vollständig zu heilen oder den Verlauf umzukehren, gibt es berechtigte Hoffnung, dass sie den geistigen Verfall der Erkrankung verzögern können. Wie bei Lecanemab sind auch Donanemab und andere neue Medikamente vorwiegend für Patienten im frühen Stadium der Krankheit konzipiert, was die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose unterstreicht. Die Früherkennung von Alzheimer ist somit nicht nur wichtig für eine rechtzeitige Behandlung, sondern könnte auch entscheidend sein für die Lebensqualität einer ganzen Generation.