Sport

Eishockey: Das spannende Duell der ZSC-Brüder Chris und Phil Baltisberger

2024-09-27

Autor: Gabriel

Mit großen Augen schaut Kian, der dreieinhalbjährige Sohn von ZSC-Star Chris Baltisberger, aus der Garderobentür. Er hat einen Fanghandschuh an und zieht einen Torhüterstock hinter sich her. Chris Baltisberger erzählt: „Kian beobachtet ständig die Goalies. Die machen sich einen Spaß daraus, ihm die Ausrüstung anzuziehen.“ Trotz ambitionierter Gedanken für die Zukunft seines Sohnes bleibt der 32-Jährige pragmatisch. „Wenn er richtig Schlittschuh laufen kann, kaufe ich ihm eine Ausrüstung – vorher nicht“, sagt er mit einem Lachen.

Vor fünf Monaten war Kian häufig in der ZSC-Kabine, als sein Vater seinen vierten Schweizer Meistertitel mit dem Zürcher Club holte. Bei der Pokalübergabe hießen die Rufe der Fans „Baltisberger, Baltisberger, hey, hey!“ und die Brüder verspürten den Wunsch, nach 2018 nochmals zusammen einen Titel zu feiern, ungeachtet aller Widrigkeiten.

Der Weg dorthin war jedoch von einem dramatischen Vorfall überschattet: Am Tag des dritten Halbfinalspiels gegen Zug erlitt ihr Vater einen Herzstillstand und wurde ins künstliche Koma versetzt. Chris erinnert sich an die schrecklichen 48 Stunden: „Wir wussten nicht, ob unser Papi überleben würde. In solchen Momenten denkt man an all die Dinge, die wir zusammen erleben könnten.“

Trotz der Ängste blieben die Brüder optimistisch und entschieden sich, die positiven Erinnerungen zu bewahren und an die Genesung ihres Vaters zu glauben. „Wir wussten, er kämpft, also haben wir beschlossen, es ihm gleichzutun. Das hat uns als Familie noch enger zusammen geschweißt“, erklärt Chris.

Nach dem Saisonende reflektierten die Baltisbergers über die emotionale Achterbahn, die sie durchlebt hatten. Phil äußert: „Ich bin unglaublich froh und dankbar, dass alles gut ausgegangen ist.“

Allerdings ist die Zeit der Brüder beim ZSC vorbei. Phil konnte in der letzten Saison nur sieben Spiele für die ZSC Lions absolvieren und wechselte im Sommer definitiv zu den SCL Tigers. „Solche Entscheidungen richten sich nie gegen einen Menschen. Das ist einfach Teil unseres Geschäfts. Ich bin glücklich, wie es gekommen ist“, sagt der 28-Jährige, der mittlerweile als zweifacher Familienvater lebt.

Bei den SCL Tigers genießt Phil now eine nahezu verdoppelte Eiszeit von durchschnittlich 17 Minuten pro Spiel. Trainer Thierry Paterlini setzt ihn auch im Unterzahlspiel ein, was Phil besonders schätzt: „Manche denken, Langnau sei ein kleines Dorf, aber die Leute hier sind hockeyverrückt. Im Vergleich zum ZSC, wo für jede Aufgabe eine Person zuständig ist, übernimmt man hier oft zwei oder drei Rollen.“

Chris stellt fest, dass die Atmosphäre in der ZSC-Kabine ohne Phil ruhiger geworden ist. Er wird von seinem Bruder als der Zurückhaltendere beschrieben, auch wenn er einmal aus der Frustration heraus die Zimmertür einschlug. Trotz des Clubwechsels stehen die Brüder in regem Austausch, analysieren ihre Leistungen und geben sich gegenseitig Feedback.

Am kommenden Freitag treffen Chris und Phil als Gegner in Zürich aufeinander. Ihre Familien werden das Spiel von der Tribüne aus verfolgen – auch ihr Vater, der in der Vergangenheit seine Söhne oft ins Hallenstadion mitgenommen hat und nun auf dem Weg der Genesung ist.

Es verspricht ein aufregendes Spiel zu werden, das nicht nur für die beiden Brüder, sondern auch für die Fans von großer Bedeutung ist! Lassen Sie sich dieses Duell nicht entgehen!