Der Tod des rechtsextremen Politikers Jean-Marie Le Pen hat in Frankreich mancherorts für Jubel gesorgt: Menschen feierten in mehreren Städten. Innenminister Retailleau nannte dieses Verhalten "schändlich".

Jean-Marie Le Pen, der Mitbegründer der rechtsextremen Partei Front National, ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Seine politisch kontroverse Karriere hatte in Frankreich lange für hitzige Debatten gesorgt. Bereits seit den 1970er Jahren war er eine prägnante Figur der französischen Politik und verkörperte unter anderem nationalistische und oft rassistische Ansichten.

Nach seinem Tod versammelten sich Hunderttausende von Menschen, um seine Abwesenheit zu feiern. In Städten wie Paris, Straßburg, Lyon und Marseille zündeten die Feiernden Feuerwerk und riefen Parolen wie "Der dreckige Rassist ist tot". Solche Szenen wurden stark von der kleinen linken Partei Nouveau Parti Anticapitaliste unterstützt, die zu den Feierlichkeiten aufgerufen hatte.

Innenminister Bruno Retailleau äußerte sich empört über die Feiern und bezeichnete sie als "sehr schändlich". "Nichts rechtfertigt es, auf einer Leiche zu tanzen", schrieb er auf der Plattform X, und forderte zur Zurückhaltung auf, selbst wenn es um den Tod eines politischen Gegners gehe.

In Paris kam es in der Umgebung der Feierlichkeiten zu Ausschreitungen, bei denen einige Teilnehmer damit begannen, randalierend durch die Straßen zu ziehen und Feuerwerkskörper abzuschießen. Die Polizei nahm insgesamt zehn Personen fest – drei in Paris und sieben in Lyon.

Jean-Marie Le Pen war in den letzten Jahrzehnten mehr als 25-mal verurteilt worden, unter anderem wegen seiner verheerenden Aussagen zur Einwanderung, Stimmungsmache gegen Minderheiten und antisemitischen Äußerungen. 2011 übernahm seine Tochter Marine Le Pen die Führung des Front National, der mittlerweile in Rassemblement National umbenannt wurde. Sie versuchte, die Partei zu modernisieren und breitere Wählerschaften anzusprechen. Le Pen, ein bis dahin in der französischen politischen Landschaft oft umstrittener Name, wird durch seine Tochter in eine neue Richtung gelenkt. Marine Le Pen hat zwar den Kurs gewechselt, der Grundton von rechtsextremer Politik bleibt in den Positionen ihrer Partei jedoch bestehen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reagierte mit einer kurzen Mitteilung auf Le Pens Tod, indem er ihm eine "historische Rolle" in der rechtsextremen Bewegung zusprach und betonte, dass dies die öffentliche Wahrnehmung seines politischen Erbes nun dem Urteil der Geschichte unterliegt. Die Debatten über Le Pens Erbe und die Auswirkungen seiner Äußerungen werden in der französischen Gesellschaft weiterhin Schlagzeilen machen.