Gesundheit

"Jeder verschweigt es": Goldgräberstadt Kamituga wird zum Epizentrum der Mpox-Epidemie

2024-10-02

Autor: Gabriel

Im Osten des Kongos breitet sich eine alarmierende Variante des Mpox-Virus aus. Die Goldgräberstadt Kamituga zieht nicht nur Minenarbeiter, sondern auch Prostituierte und Handelsreisende an. Schockierenderweise konnten viele Mpox-Fälle in anderen Regionen des Ost-Kongos bis hierhin zurückverfolgt werden.

Bei Einbruch der Nacht verwandeln sich die Straßen von Kamituga in ein pulsierendes Zentrum, in dem Goldgräber, Straßenhändler und Prostituierte in die zahlreichen Bars strömen. "Das Leben in Kamituga verleitet die Menschen zur Sünde", warnt der Goldgräber Bitama Sebuhuni, der sich laut eigenen Angaben durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit dem Mpox-Virus angesteckt hat und nun unter ärztlicher Aufsicht liegt.

Die offizielle Einwohnerzahl von Kamituga liegt bei etwa 300.000, doch Schätzungen zufolge leben hier doppelt so viele Menschen. Bauwerke aus der Kolonialzeit und Geschäfte, die sich auf Goldankauf und Bergbauausrüstung spezialisiert haben, prägen das Stadtbild. Die Goldminen, die früher von belgischen Unternehmen genutzt wurden und seit den 1990er-Jahren offiziell aufgegeben sind, ziehen weiterhin Goldgräber an, die das wertvolle Metall auf eigene Faust fördern.

Laut der kongolesischen Gesundheitsbehörde gilt Kamituga als Ausgangspunkt der Mpox-Epidemie, die sich in den letzten Monaten im Kongo und seinen Nachbarländern ausbreitet. Das Virus wird vor allem durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. In den überfüllten Bars und Nachtclubs, wo die Bergleute feiern und Prostituierte treffen, ist das Infektionsrisiko extrem hoch.

Immer mehr Fälle werden gemeldet

Sebuhuni berichtet, dass er sich in einem Nachtclub bei einer Prostituierten angesteckt hat und derzeit auf der Mpox-Isolierstation eines Krankenhauses in Kamituga behandelt wird. Ein Arzt in der Einrichtung, Dally Muamba Kambaji, berichtet, dass etwa 20 Patienten mit ähnlichen Infektionen in die Klinik eingeliefert wurden. "Kondome können das Risiko verringern, aber die Übertragung ist damit nicht komplett auszuschließen."

Ärzte wie James Wakilonga Zanguilwa erkannten im September 2023 die ersten Fälle von Mpox, als sie an einem Nachtclub ungewöhnliche Hautläsionen feststellten. Die Schließung des Nachtclubs "Mambengeti" führte dazu, dass Prostituierte in andere Lokale ausweichen mussten, darunter die Bar "The Sage's Corner", die ebenfalls ein beliebter Treffpunkt für Goldgräber ist.

Der Kampf gegen die Epidemie

Im ersten Stock der neuen Bar treffen sich Mitglieder eines Vereins von Prostituierten, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Nicole Mubukwa, die offen über ihre Probleme mit Mpox spricht, zögert nicht, ihre Meinung zu äußern: "Das Virus schadet unserem Geschäft", erklärt sie. Die Epidemie hat ihre Kundenbasis stark verringert, und viele Frauen verstecken ihre Infektion aus Angst, noch weniger Aufträge zu erhalten. "Es ist wie bei Aids; jeder verschweigt es", ergänzt ihre Kollegin Alice.

Die Straßen, die Kamituga mit dem Rest der Demokratischen Republik Kongo verbinden, sind in einem erbärmlichen Zustand, was die Möglichkeiten der Gesundheitsbehörden einschränkt. Das Virus hat sich jedoch auch in der umliegenden Provinz Südkivu und darüber hinaus ausgebreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angesichts des Mpox-Ausbruchs in Afrika und einer möglicherweise gefährlicheren Virus-Variante den höchsten Alarmzustand ausgerufen.

Die Impfkampagne soll an diesem Mittwoch offiziell im Kongo beginnen, und Kamituga wird zu den ersten Städten gehören, die behandelt werden. Obwohl Dr. Zanguilwa Bedenken äußert, dass die Impfkampagne angesichts der ständigen Bewegung in der Stadt „schwierig“ sein könnte, äußern die Menschen in Kamituga den klaren Wunsch, sich impfen zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen rechtzeitig helfen, das Virus einzudämmen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.