Kinder verzichten auf Spielzeug – Ist das Handy schuld?
2024-12-01
Autor: Noah
In einem alarmierenden Bericht warnt ein deutscher Kinderarzt, dass immer mehr Kinder auf herkömmliches Spielzeug verzichten und sich stattdessen vor allem mit Handys und mobilen Spielen beschäftigen. Dies könnte weitreichende Folgen für die Kreativität und Fantasiefähigkeit der Kinder haben.
Laut Kinderarzt Oliver Dierssen ist der Rückgang der klassischen Spielzeuge in seiner Praxis deutlich spürbar. Früher waren die bunten Playmobil-Burgen der Hit – heute spielen die meisten Kinder lieber mit ihren Smartphones. "Wilde Rollenspiele und kreative Interaktionen sind rar geworden", schildert Dierssen besorgt.
Die Digitalisierung und die ständige Verfügbarkeit von aufregenden Handy-Games haben die Spielgewohnheiten der Kinder verändert. Dierssen warnt vor den negativen Auswirkungen dieser spielsüchtigen digitalen Unterhaltung, die die Fantasie der Kinder ernsthaft einschränkt. Er erklärt: "Die interaktiven Spiele bombardieren die Kinder mit Reizen und eliminieren die Notwendigkeit zur Eigenkreation von Spielwelten."
Aber nicht nur die Kreativität leidet unter exzessivem Handygebrauch. Dierssen macht auch auf das beeinflusste Belohnungssystem aufmerksam, das durch ausgeklügelte Spielmechaniken der mobile Games überflutet wird. Dies könne zu einer Verringerung der Aufmerksamkeitsunsicherheit und Schmerzen in der realen Welt führen.
Droht hier ein Generationenproblem durch Handys? Er empfiehlt, ein Mindestalter für den Handygebrauch festzulegen, um die Fantasie und Kreativität der Kinder zu schützen. Doch ist ein generelles Handyverbot für kleine Kinder die Lösung?
Dino Demarchi von der Organisation Pro Juventute gibt zu bedenken, dass die Antwort nicht so einfach ist. Er meint, dass ein Mindestalter je nach Nutzung sinnvoll sein kann, da Handys unter bestimmten Bedingungen durchaus nützlich sind. Beispielsweise könnte ein Prepaid-Handy für Kinder, die alleine zur Schule oder Freizeitaktivitäten unterwegs sind, sinnvoll sein, da es in Notfällen die Verbindung zu den Eltern ermöglicht.
Allerdings sind auch Spiele, die auf Handys gespielt werden, nicht per se problematisch. Demarchi hebt hervor, dass einige Spiele sogar einen pädagogischen Wert haben und die Problemlösungsfähigkeiten sowie die Kreativität fördern können. "Aber", so warnt er, "die Altersfreigabe ist nicht immer ein verlässlicher Indikator für den pädagogischen Wert eines Spiels. Eltern sollten daher immer ein wachsames Auge auf die Spiele ihrer Kinder haben."
Im Kampf gegen die Überflutung von Bildschirmen und zur Förderung originaler Spielweisen empfiehlt Pro Juventute einen dialogorientierten Ansatz. Eltern sollten ihre Kinder bei der Handynutzung begleiten, sie über Datenschutz und Privatsphäre sensibilisieren und auch bei der Auswahl von Spielen aktiv werden. Dies könnte beispielsweise bedeuten, gemeinsam Spiele auszuprobieren und im Anschluss über die Inhalte zu sprechen.
Um die Fantasie der Kinder zu bewahren und ihre Kreativität zu fördern, ist eine Balance zwischen verschiedenen Aktivitäten und Mediennutzung unerlässlich. In einer Welt, die zunehmend digital wird, dürfen die traditionellen Spiele und kreativen Ausdrucksformen nicht in Vergessenheit geraten. Es ist an der Zeit, dass Eltern und Fachleute diesen besorgniserregenden Trend ernst nehmen und gemeinsam Lösungen finden!