Kreativer Einsatz: Wie ein Kampfjet-Triebwerk Schnee schmelzen ließ
2024-11-30
Autor: Leonardo
Kreativität aus der Not heraus: Im winterlichen Chaos von 1978/79 fiel die Temperatur in Mitteldeutschland in kürzester Zeit um erstaunliche 30 Grad Celsius. Diese Kälte führte dazu, dass die Braunkohleförderung und die gesamte Stromversorgung in der DDR fast vollständig zum Stillstand kamen. Die eisigen Temperaturen ließen sowohl den Boden als auch die Fördertechnik einfrieren, und selbst das Militär konnte nicht intervenieren. In einem letzten verzweifelten Versuch entschieden sich die Verantwortlichen für eine unkonventionelle Lösung.
Die innovative Idee: Man montierte ein ausgemustertes Strahltriebwerk eines Kampfjets auf einen Lkw. Mit den heißen Abgasen sollte die gefrorene Technik aufgetaut werden. Leider war der Erfolg begrenzt – Schmierstoffe, Gummileitungen und Kabel gingen in Flammen auf, während der massive Treibstoffverbrauch die Produktion weiter lähmte. Hätte man diese Technik stattdessen eingesetzt, um Straßen von Schnee und Eis zu befreien, hätte das Ergebnis möglicherweise ganz anders ausgesehen.
Ein unverzichtbares Werkzeug in Varna
Der Flughafen der bulgarischen Küstenstadt Varna hat jedoch bewiesen, dass dieses Konzept funktionieren kann. Die Temperaturen sinken dort selten unter den Gefrierpunkt. Doch wenn Schnee oder Eis auftraten, kam ein altes MIG-17-Strahltriebwerk zum Einsatz, das auf einem Lkw vom Typ MAZ-200 montiert war. Mit einem Gewicht von etwa 900 Kilogramm und einer Länge von 2,6 Metern pustete es alle Vorfeldflächen frei.
2008 wurde diese einzigartige Jet-Blast-Schneefräse schließlich stillgelegt – nicht nur wegen des enormen Kerosinverbrauchs, sondern auch wegen der Schäden, die die heißen Abgase am Beton hinterließen. Außerdem entsprach die Technik nicht mehr den wirtschaftlichen und ökologischen Standards. Das 1962 gebaute Fahrzeug geriet in Vergessenheit.
Ein Stück Geschichte
Das Gefährt ist nicht nur eine technische Rarität, sondern auch ein Teil der Luftfahrtgeschichte des Flughafens Varna. Um dieses außergewöhnliche Stück Technik zu bewahren, haben Fraport und Sponsoren im letzten Jahr entschieden, den Lkw zu restaurieren. Die Restaurierungsarbeiten wurden kürzlich abgeschlossen und dauerten etwa ein Jahr. Die Elektrik wurde grundlegend überarbeitet, das Kraftstoffsystem gereinigt und neue Dichtungen eingebaut. Fahrgestell und Karosserie wurden erneuert und neu lackiert, während Ziergitter aufbereitet wurden. Auch das RD-45FA-Strahltriebwerk erhielt eine vollständige Überholung.
Holz in der Fahrerkabine
Der MAZ-200 ist eines der ältesten noch erhaltenen Nutzfahrzeuge in Bulgarien und stammt aus sowjetischer Produktion. Angetrieben wird er von einem Diesel-Zweitaktmotor, der einige interessante Besonderheiten aufweist: Aufgrund von Materialmangel bestehen viele Teile der Fahrerkabine aus Holz. Er war auch der erste sowjetische Lastwagen mit einem Drehzahlmesser. Zwischen 1947 und 1965 wurden rund 230.000 Exemplare dieses robusten Lkws produziert.
Besonders freut sich Manol Atanasov, einer der letzten Fahrer des Lkw vor seiner Ausmusterung vor 16 Jahren, über die Restaurierung. Er erklärt: "Das Fahrzeug ist schwer zu steuern und erfordert volle Konzentration." Aufgrund der Drucklufttechnik ähnelt das Fahrzeug einem Flugzeug und benötigt drei Personen für den Start sowie zwei Fahrer während des Betriebs. Das wiederhergestellte Fahrzeug wird nun als historisches Denkmal dienen, das an eine kreative Lösung aus der Vergangenheit erinnert und die Innovationskraft der Ingenieure feiert.