Leistungsdruck: Schweizer Kinder in Therapie
2024-12-01
Autor: Sofia
Darum geht's
Mehr als die Hälfte der Kinder in der Schweiz hat bis zum Ende der Primarschule eine Therapie gemacht.
Zehn Prozent der Kinder leiden unter Schul- oder Prüfungsangst.
Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm fordert einen Perspektivenwechsel hin zu authentischeren Kindern.
Die alarmierenden Zahlen zeigen, dass in der Schweiz über 50% der Kinder bis zur Primarschule bereits therapeutische Hilfe in Anspruch genommen haben. Dies hängt stark mit dem wachsenden Leistungsdruck zusammen, der in den letzten Jahren spürbar zugenommen hat. Laut Berichten leiden rund zehn Prozent der Kinder unter Schul- oder Prüfungsangst. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie spricht von einem besorgniserregenden Anstieg sogenannter „Burnout Kids“, die schon in jungen Jahren an Erschöpfungsdepressionen leiden.
Der Einfluss der Bildungsinstitutionen
Margrit Stamm sieht die Ursache für diesen Druck nicht nur bei überambitionierten Eltern, sondern auch in der Bildungspolitik, die eine „Kultur der Überleistung“ fördert. Kinder werden bereits im Kindergarten mit hohen Erwartungen konfrontiert, die sie häufig nicht erfüllen können. „Kinder müssen nicht durchgehend Hochleistungen zeigen. Sie dürfen Fehler machen und Misserfolge erleben“, betont Stamm.
Ein zentrales Problem ist die mangelnde Selbstwirksamkeit vieler Kinder. Diese schreiben ihre Erfolge oft externen Faktoren wie Nachhilfe oder Glück zu, was das Selbstvertrauen untergräbt und Selbstzweifel fördert. Besonders betroffen sind sogenannte „Überleister“, deren Potenzial übertrieben beansprucht wird.
Leistungsdruck und seine Folgen
Die Auswirkungen des übermäßigen Leistungsdrucks sind enorm: Kinder zeigen oft Symptome von Angstzuständen, Konzentrationsschwierigkeiten und sogar körperlichen Beschwerden. Viele Eltern setzen zusätzlich auf teure Nachhilfen und spezielle Förderangebote in der Hoffnung, ihren Kindern einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen – doch das Gegenteil ist oft der Fall.
Stamm fordert einen dringend notwendigen Perspektivenwechsel: „Wir müssen weg von der Kultur der Überleistung hin zu authentischeren Kindern, die nicht immer glänzen müssen“. Diese Erkenntnis ist nicht nur wichtig für die Kinder, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, die mehr Wert auf individuelle Entwicklung und emotionales Wohlbefinden legen sollte.
Der Bildungsweg ist eine gemeinsame Verantwortung
Es ist wichtig, dass Eltern, Lehrer und die Gesellschaft als Ganzes die Verantwortung für das Wohl der Kinder übernehmen. Eine unterstützende Umgebung, die Fehler als Teil des Lernprozesses akzeptiert, kann entscheidend zur mentalen Gesundheit der Kinder beitragen. So könnte die integrative Bildung, die Vielfalt in Begabungen und Lernstilen anerkennt, eine sinnvolle Lösung darstellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der hohe Leistungsdruck auf Kinder in der Schweiz ein ernstes Thema ist, das dringend angegangen werden muss, um eine Generation von gesunden und glücklichen Erwachsenen zu fördern.