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Medikamentenkrise: Frankreich errichtet neue Paracetamol-Fabrik

2024-12-09

Autor: Sofia

Inmitten der Medikamentenkrise plant Frankreich den Bau einer neuen Paracetamol-Fabrik – diese Entscheidung könnte maßgebliche Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung in Europa haben.

Die COVID-19-Pandemie hat uns schmerzlich vor Augen geführt, wie stark Europa bei der Versorgung mit wichtigen Medikamenten von asiatischen Ländern wie China und Indien abhängig ist. Angesichts dieser kritischen Situation hat der französische Präsident Emmanuel Macron angekündigt, die Herstellung von Paracetamol künftig vollständig nach Frankreich zurückzuholen. Dieser Schritt soll 2026 abgeschlossen sein.

In Frankreich ist Paracetamol ein unverzichtbares Mittel gegen Schmerzen und Fieber. Laut Statistiken kaufen die Franzosen jährlich beeindruckende 538 Millionen Packungen. Zum Vergleich: In der Schweiz führte Paracetamol im letzten Jahr zu Kosten von etwa 430 Millionen Franken allein für die Krankenkassen, wobei 56 Millionen Franken auf Paracetamol-Produkte wie Dafalgan entfielen.

Die Präferenzen bei Schmerzmitteln variieren stark zwischen den Ländern. Während Paracetamol in Frankreich und der Schweiz favorisiert wird, ist in Deutschland Ibuprofen das Mittel der Wahl. Die unterschiedlichen kulturellen Ansätze spiegeln sich auch in der Krisenbewältigung während der Pandemie wider. Der französische Gesundheitsminister riet anfänglich davon ab, Ibuprofen bei COVID-19 zu verwenden, was zu einem noch stärkeren Anstieg des Paracetamolverbrauchs führte.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Lieferengpässe und der zunehmenden Besorgnis über die Arzneimittelversorgung in Europa hat Macron jetzt zusammen mit Unternehmen wie Upsa, Sanofi und Sequens 120 Millionen Euro in das neue Werk in Rousillon investiert, um die lokale Produktion von Paracetamol anzukurbeln.

Interessanterweise verzichten die französischen Behörden zwei Jahre lang auf Preissenkungen für diese Medikamente, was bedeutet, dass der Endpreis für eine Packung Dafalgan, die derzeit 2,18 Euro kostet, den Herstellern nur 76 Cent einbringt. Dies wirft Fragen zur Rentabilität der Produktion auf, vor allem wenn man bedenkt, dass die Hersteller in der Schweiz ebenso mit Preisdämpfungen zu kämpfen haben.

Patrick Leimgruber, der Chef des Schweizer Ablegers von Upsa, warnte vor den Gefahren einer weiteren Senkung der Preise für essentielle Medikamente. Er betonte, dass die Hersteller aufgrund der extrem niedrigen Margen unter Druck stehen und die Gefahr besteht, dass bei anhaltend unprofitablen Bedingungen Produkte vom Markt verschwinden könnten.

Um die Versorgungssituation in der Schweiz zu stabilisieren, hat die Regierung diverse Maßnahmen eingeleitet, darunter Importerleichterungen und den Ausbau von Notvorräten. Es wird darüber diskutiert, wie kritische Medikamente von Preissenkungen ausgenommen werden können, um die Versorgung langfristig zu sichern.

Emmanuel Macrons Pläne zur Wiederansiedlung der Pharmaherstellung in Frankreich stehen im Kontrast zu den zögerlichen Schritten in der Schweiz. Die große Herausforderung bleibt jedoch, die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die Qualität sowie Verfügbarkeit von wichtigen Arzneimitteln zu gewährleisten. Dies wird nicht nur für Frankreich, sondern auch für die gesamte europäische Gesundheitsversorgung von entscheidender Bedeutung sein.