Welt

Mexiko im Ausnahmezustand: Warum immer mehr Migranten im Land bleiben

2025-03-27

Autor: Lara

"Ich bereue keinen Moment, in Mexiko geblieben zu sein", sagt Demilton Rodríguez, ein venezolanischer Migrant, der auf einer Parkbank in der Alameda Central in Mexiko-Stadt sitzt. Rodríguez war einmal einer von Hunderttausenden, die jährlich die gefährliche Reise in die USA antreten. Sein Weg führte ihn durch acht Länder, über 5000 Kilometer - eine Route, die mit unvorstellbaren Gefahren verbunden ist.

"Im Darién-Dschungel in Panama, einem der gefährlichsten Orte der Welt, gibt es kein Essen, und das Wasser ist verseucht", erzählt er. Diese Erfahrungen verdeutlichen die Brutalität, die viele Migranten auf ihrem Weg erleiden müssen: von Menschenschicksalen, die sich im Dschungel abspielen, bis hin zu den ständigen Bedrohungen durch Verbrechen und Gewalt. Vor allem Frauen sind oft Opfer von sexueller Gewalt.

Nachdem Rodríguez in Mexiko-Stadt angekommen war, schloss er die Idee, in die USA weiterzureisen, aus. Der Umstieg in die Asylverfahren schien eine bessere Option. Im Jahr 2023 stellte Mexiko einen Rekord auf, indem über 140.000 Asylanträge eingereicht wurden, was das Land zu einem der fünf führenden Staaten weltweit machte, die um Asyl gebeten werden. „Im Vergleich dazu liegt die Anerkennungsquote in der Schweiz derzeit bei nur 34 Prozent“, betont ein Flüchtlingsforscher.

Ein besorgniserregender Wandel zeigt sich in den informellen Siedlungen von Mexiko-Stadt, wo Migranten in prekären Verhältnissen leben und häufig der Willkür des organisierten Verbrechens ausgeliefert sind. Diese kriminellen Organisationen haben begonnen, die Kontrolle über Wasser und Strom in diesen Lagern zu übernehmen, was die Situation für die Flüchtenden weiter verschärft.

Die Migration nach Mexiko hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Statt vorwiegend Männer aus Zentralamerika, finden sich nun Familien und unbegleitete Minderjährige aus unterschiedlichen Kontinenten, darunter das Kongo, China, Afghanistan und der Ukraine. Diese neue Welle stellt Mexiko vor unzählige Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Sprachbarrieren und der Notwendigkeit, Kindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

Zarathoustra, ein Migrant aus der Republik Kongo, berichtet von den Schwierigkeiten, in Mexiko zurechtzukommen. Er hat Google Translate als Hilfsmittel genutzt, um sich im Alltag zu orientieren. „Im Supermarkt hilft es mir, mich verständlich zu machen“, sagt er.

Die Frage der Massendeportationen schwebt weiterhin über den Flüchtenden. Unter der Präsidentschaft von Donald Trump war die Rede von der „größten Massendeportation in der Geschichte Amerikas“, doch Migrationsexperten kritisieren, dass solche Maßnahmen oft nicht wirksam umgesetzt werden. Die Rückkehr gefährdeter Mexikaner, die aus den USA abgeschoben werden, geschieht nicht selten unter ähnlichen Bedingungen der Entbehrung wie die vieler Migranten, die in Mexiko landen.

Mit komplexen bürokratischen Anforderungen und einem oft diskriminierenden Umgang in der mexikanischen Gesellschaft stehen die Rückkehrer vor enormen Herausforderungen. In der Not müssen viele weiterhin um grundlegende Menschenrechte, Zugang zu Arbeit und medizinischer Versorgung kämpfen. Für viele ist die Rückkehr in die Heimat nicht nur ein physisches, sondern auch ein enorm belastendes psychisches Unterfangen.

Der Anstieg der Migranten, die sich entscheiden, in Mexiko zu bleiben, spiegelt die dringliche Notwendigkeit wider, sowohl nationale als auch internationale Strategien zur Bewältigung dieser humanitären Krise zu entwickeln. Mexiko sieht sich nicht nur als Transitland, sondern zunehmend als permanentes Zuhause für viele, die aus Not und Verzweiflung geflüchtet sind. Die Frage ist, welche Lösungen die mexikanische Regierung und die internationale Gemeinschaft jetzt bereit sind zu ergreifen.