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Mietende statt Wohnbau fördern: Eine umstrittene Studie der Immobilienbranche

2024-10-05

Eine aufsehenerregende Studie des Verbands der Immobilienwirtschaft stellt die traditionelle Förderung von günstigen Wohnungen in Genossenschaften in Frage und schlägt einen radikalen Alternativansatz vor.

Anstelle der Schaffung neuer günstiger Wohnräume sehen die Verfasser der Studie eine direkte Unterstützung der Mieter als sinnvoller an – ähnlich den Prämienverbilligungen bei Krankenkassen. Solche Maßnahmen würden eine unmittelbare Entlastung für viele Bürger bieten, während die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin steigt und die Wohnungsnot damit wächst.

Der Vorschlag hat in der Öffentlichkeit und von Mieterverbänden gemischte Reaktionen hervorgerufen. Laut der aktuellen Analyse ist die Mietsituation in vielen Städten prekär und der Bau neuer Wohnungen viel zu langsam. Der Bundesrat hat bereits Maßnahmen initiiert, darunter Runden Tische und einen Aktionsplan, doch bisher zeigt sich kaum eine Verbesserung der Lage.

Die Studie, die von Ökonom Marco Salvi geleitet wurde, argumentiert, dass der genossenschaftliche Wohnungsbau oft nicht richtig zielgerichtet sei. Salvi warnt: „Das Problem ist, dass Menschen nie aus günstigen Wohnungen ausziehen, selbst wenn sie die Unterstützung nicht mehr benötigen.“ Der Vizepräsident des Mieterverbands, Michael Töngi, sieht hierin eine Gefahr, dass diese Strategie den renditegetriebenen Immobilienmarkt subventioniert, ohne tatsächlich die Not der Mieter zu lindern.

Beispielhaft zeigt der Kanton Basel-Stadt, dass bereits Mietsubventionen gezahlt werden – jährlich zwölf Millionen Franken. Dies könnte auf bundesweiter Ebene auf 700 Millionen Franken steigen, was in etwa dem aktuellen Budget für den gemeinnützigen Wohnungsbau entspricht.

Der Präsident des Immobilienverbands, Beat Walti, betont hingegen, dass in Basel-Stadt die direkte Förderung der Mieter bereits ein Erfolg sei und plädiert für eine stärkere Kombination aus mietpreisgünstigen Wohnungen und direkten Subventionen.

Interessanterweise zeigen beide Verbände Einigkeit in einem Punkt: Mehr Wohnungsbau würde letztendlich die Preise drücken und die Situation verbessern. Eine Zukunft in der sowohl genossenschaftlicher Wohnbau als auch direkt subventionierte Mieten nebeneinander existieren, könnte somit eine Lösung für die komplexe Wohnungsproblematik sein.

So bleibt die Frage: Kann eine direkte Unterstützung der Mieter tatsächlich die Wohnungsnot lösen oder könnte dies zu einer weiteren Verschärfung der Mietpreiskrise führen? Die Debatte wird anhalten und es bleibt spannend, welche Maßnahmen letztendlich ergriffen werden.