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Nach Unwettern im Wallis: Wiesendoktor bringt die Wiesen zurück zu neuem Leben

2024-10-08

Autor: Mia

Das Ziel von Benjamin Zenhäussern, dem Wiesendoktor aus dem Wallis, ist klar: «Am Ende sollte es wieder ein guter, gesunder Boden sein.» Nach verheerenden Unwettern wird er gerufen, um landwirtschaftlich genutzte Flächen von Schutt, Steinen und Schlamm zu befreien.

Ein erschreckendes Beispiel waren die Unwetter Ende Juni in Saas-Grund, wo der Triftbach über die Ufer trat. Die Dorfsstraße wurde unter einer meterhohen Schuttdecke begraben, tragischerweise kam ein Mensch dabei ums Leben.

Die Aufräumarbeiten nach solchen Naturkatastrophen sind enorm. Wochenlang waren Bagger, das Militär und der Zivilschutz im Einsatz, um das Gebiet wieder zugänglich zu machen. Erst Anfang Herbst kam Benjamin Zenhäussern ins Spiel.

«Bei meinen Einsätzen muss ich oft zuerst den Zustand des Bodens bewerten: Wie sah er vorher aus? Wie viel Schutt und Schlamm ist noch vorhanden?» erklärt Zenhäussern. Dennoch kann es eine Weile dauern, bis er mit der eigentlichen Arbeit beginnen kann, da die bürokratischen Abläufe oftmals viel Zeit in Anspruch nehmen. "So ist unsere Bürokratie. Es geht langsam voran, aber die Natur wartet nicht," sagt er.

Ein Monat nach den Unwettern wurde er zu Hilfe gerufen, doch das Warten auf die notwendigen Genehmigungen verzögerte den Prozess weiter. Zeit ist jedoch von entscheidender Bedeutung, da das frisch gesäte Gras vor dem Winter wachsen muss.

Im September war es schließlich soweit: Benjamin Zenhäussern startete mit seinem beeindruckenden 300-PS-Traktor. Schnell stellte er fest, dass es mehr grobe Steine gab als erwartet. Um diese zu beseitigen, setzte er zuerst seine Steinfräse ein, die die großen Steinbrocken zerkleinert. Dann grub er die Fragmente bis zu einem Meter tief in die Erde.

Die Herausforderungen in Saas-Grund sind nicht zu unterschätzen. Viele Parzellen sind klein und verwinkelt, was bedeutet, dass er seinen Traktor äußerst präzise bedienen muss, um an Häusern und Zäunen vorbeizukommen.

Sobald der Schutt entfernt oder im Boden versenkt ist, kommt die Sämaschine zum Einsatz. Der Saatgut wird etwa 1,5 Zentimeter tief in den Boden eingelegt und anschließend mit Gummirollen angedrückt. Leider musste Zenhäussern nach Abschluss der Arbeiten resigniert feststellen: "Im Frühling müssen wir alles nochmals säen, wir waren einfach zu spät."

Doch der Wiesendoktor ist nicht nur für die Rekultivierung nach Unwettern verantwortlich. Ein Großteil seiner Zeit widmet sich der Sanierung von Forst- und Alpwegen sowie dem Winterdienst. Als gelernter Polymechaniker hat er sich somit ein zweites Standbein neben der Landwirtschaft aufgebaut. "Ich bin ein Maschinennarr," gesteht er und zeigt somit, wie viel Leidenschaft und Hingabe in seiner Arbeit steckt.

Das Wallis braucht Menschen wie Benjamin Zenhäussern, die nicht nur die Natur wiederherstellen, sondern auch dafür sorgen, dass sie für die Zukunft gewappnet ist. Seine Arbeit ist essenziell, um die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern und die einzigartige Kultur der Landwirtschaft in dieser Region zu bewahren.