
Revolutionäre Studie: Bonobos haben eine komplexe Sprache wie Menschen!
2025-04-03
Autor: Lukas
Neue Erkenntnisse über die Sprachfähigkeit der Bonobos
Eine bahnbrechende Studie der Universität Zürich enthüllt, dass Bonobos, unsere nächsten Verwandten unter den Menschenaffen, über eine komplexe Form der Kommunikation verfügen, die der menschlichen Sprache erstaunlich ähnlich ist. Forscher um Simon Townsend zeigen, dass diese Affen ihre Rufe zu komplexen Lautfolgen kombinieren, was die bisherige Auffassung, dass menschliche Sprache einzigartig sei, in Frage stellt.
In der Fachzeitschrift „Science“ präsentieren die Forscher die erste empirische Studie dieser Art. Bisher galt die Fähigkeit, Laute nicht einfach aneinanderzureihen, sondern sie so zu kombinieren, dass neue Bedeutungen entstehen, als exklusives Merkmal des Menschen.
Ein Einblick in die Kompositionalität
Der Begriff der Kompositionalität wird in der Linguistik verwendet, um die Fähigkeit zu beschreiben, Bedeutungen durch die Kombination von Wörtern zu erzeugen. Dies unterteilt sich in triviale und nicht-triviale Kompositionalität. Bei trivialer Kompositionalität behalten die Wörter ihre eigenständigen Bedeutungen. Ein Beispiel ist der Ausdruck „blonder Tänzer“, der eine Person beschreibt, die sowohl blond als auch Tänzer ist. Bei nicht-trivialer Kompositionalität hingegen ergibt sich die Bedeutung aus der Kombination der Wörter, wodurch neuartige Bedeutungen entstehen können.
Obwohl Studien an Vögeln und anderen Primaten gezeigt haben, dass einige Tiere Laute kombinieren können, gab es bisher keinen Beweis für die Fähigkeit zur nicht-trivialen Kompositionalität.
Das Bonobo-Wörterbuch: eine spannende Entdeckung
In dieser Studie analysierten die Wissenschaftler 700 Aufnahmen von Bonobo-Rufen, um ein „Bonobo-Wörterbuch“ zu erstellen. Jedes Mal, wenn die Affen riefen, dokumentierten die Forscher die Umstände: Das Verhalten der rufenden Affen, die Reaktionen anderer Affen und die Umgebung. Insgesamt wurden 300 Kontextmerkmale erfasst.
„Diese Studie ist ein bedeutender Schritt für das Verständnis der Kommunikation anderer Arten. Zum ersten Mal können wir die Bedeutung von Lauten im gesamten Repertoire eines Tieres bestimmen“, sagte Mélissa Berthet von der UZH, Erstautorin der Studie.
Ein weiterer faszinierender Teil der Studie war die Untersuchung von Rufen in Kombination. Die Forscher entdeckten, dass bestimmte Kombinationen bedeutsame neue Bedeutungen schaffen, die über die Summierung der Einzelteile hinausgehen – ähnlich unserem Begriff des „schlechten Tänzers“.
Ältere Sprachfähigkeiten als gedacht
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass nicht-triviale Kompositionalität nicht auf den Menschen beschränkt ist“, so die Forscher. Diese Entdeckung legt nahe, dass die Fähigkeit zur Bildung komplexer Bedeutungen aus einfacheren Lauten bereits vor der Entstehung der menschlichen Sprache existierte.
Die Universität Zürich weist darauf hin, dass diese Erkenntnisse Aufschluss über die evolutionären Wurzeln der sprachlichen Kompositionalität geben. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Vorfahren diese Fähigkeit bereits vor mindestens 7 Millionen Jahren hatten – wenn nicht sogar früher“, wird Townsend zitiert.
Die Erkenntnisse dieser Studie eröffnen spannende neue Perspektiven für das Verständnis der evolutionären Entwicklung der Sprache und der Kommunikation bei Tieren. Werden wir bald unsere menschliche Sprache in einem neuen Licht sehen?