Geschäft

Roche fokussiert sich auf Krebs- und Adipositasforschung – Ein mutiger Kurswechsel!

2024-09-30

Roche, der Schweizer Pharmakonzern, vollzieht einen drastischen Kurswechsel in seiner Forschungsstrategie. Während früher seltene Krankheiten im Vordergrund standen, richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf fünf Schlüsselbereiche: Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselprobleme, neurologische Krankheiten sowie Immun- und Augenkrankheiten.

Roche-Chef Thomas Schinecker erklärte auf dem Investorentag in London, dass bis 2035 halbwegs die Hälfte aller Erkrankungen weltweit in diese Bereiche fallen wird. Die Entscheidung, sich auf diese Krankheitsfelder zu konzentrieren, folgt der Überzeugung, dass hier der größte medizinische Bedarf besteht. Gleichzeitig hofft Roche, mit dieser Neuausrichtung auch die Aktienkurse zu stabilisieren und das Unternehmen wieder ins Rampenlicht der Anleger zu rücken.

Ein besonders umstrittener Punkt ist der Einstieg in die Forschung zu Adipositas, deren Markt bis 2030 auf einen Wert von 100 bis 150 Milliarden Dollar geschätzt wird. Die Anzahl der Übergewichtigen nimmt weltweit rasant zu, und Konkurrenzunternehmen wie Novo Nordisk stehen momentan mit ihrer Abnehmspritze Wegovy an der Spitze. Roche hat zwei vielversprechende Therapieansätze in der Entwicklung, die sich gegen diese gefährliche Stoffwechselerkrankung richten.

Die neue Strategie bedeutet auch, dass Roche hohe Erwartungen an seine Forschungsprojekte stellt. Jedes Projekt muss Erfolg versprechend sein, um als potenzieller neuer Standard in der Behandlung anerkannt zu werden und möglichst viele Patienten zu erreichen. Dies könnte bedeuten, dass manche Forschungsinitiativen künftig nicht mehr verfolgt werden.

Trotz eines Umsatzanstiegs von 9 Prozent im zweiten Quartal, zeigen die Aktien von Roche Anzeichen von Unsicherheit an den Börsen. Die Anleger erwarten mehr Fortschritte in der Entwicklung lukrativer Medikamente. Schinecker sieht sich daher in einer Zwickmühle: Er muss für hohe Umsätze sorgen, während gleichzeitig im internationalen Gesundheitswesen mit Kostensenkungen zu rechnen ist.

Die steigenden Gesundheitskosten, die schneller wachsen als das Bruttoinlandsprodukt, werden von Schinecker als Grund für die Fokussierung auf gängige Krankheitsbilder genannt. Er betont, dass selbst Kassen für andere Erkrankungen in Zukunft möglicherweise nicht mehr ausreichend Mittel zur Verfügung haben werden.

Zu den erwarteten Entwicklungen gehört, dass Therapien zunehmend außerhalb von Krankenhäusern angeboten werden, um die Kosten zu reduzieren. Roche plant, die Behandlungsmethoden entsprechend anzupassen. Das Multiple Sklerose-Medikament Ocrevus beispielsweise wird jetzt auch in einer Formulierung angeboten, die eine subkutane Spritze ermöglicht.

Die neue Strategie umfasst auch einen Fokus auf die Wirtschaftlichkeit der Therapien und den Nachweis von konkreten Heilungs- oder Präventionsleistungen. Schinecker kündigte parallel ein Sparprogramm an, mit dem Ziel, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung nicht weiter ansteigen zu lassen. Roche gehört mit Investitionen von 14,2 Milliarden Dollar zu den führenden Pharmakonzernen in der Branche.

Abschließend lässt sich sagen, dass Roche mit seiner Neuausrichtung einen mutigen Schritt wagt, um sowohl den medizinischen Herausforderungen gerecht zu werden als auch den Erwartungen der Investoren. Die Frage bleibt jedoch, ob diese Strategie ausreicht, um das Unternehmen auf die nächste Stufe des Erfolgs zu heben und gleichzeitig die dringend benötigten Therapien zu entwickeln.