Sind Apps die Lösung für Trauma-Heilung? Experten sind skeptisch!
2024-11-26
Autor: Luca
Einleitung
Dina Müller
Obwalden, 26.11.2024 – 09:22
Auf Instagram werden verlockende Programme zur Selbsthilfe bei Kindheits-Traumata und ADHS beworben. Doch können diese wirklich einen Psychotherapeuten ersetzen? Die Antwort könnte alarmierend sein!
Das Wichtigste in Kürze:
- Aggressive Werbung auf sozialen Medien für traumabezogene Selbsthilfe-Apps.
- Unrealistische Heilversprechen und unprofessionelle Diagnosen sorgen für Besorgnis.
- Psychiater warnen vor potenziell gefährlichen Angeboten.
Schnelle und verführerische Lösungen
Schnell, unkompliziert und verführerisch: Selbsthilfe-Apps sprechen emotionale Wunden an und versprechen eine Wunderheilung in nur zwei Monaten. Wer auf Plattformen wie Instagram unterwegs ist, hat sicherlich Aufforderungen gesehen, die dazu aufrufen, die eigenen Probleme mit wenigen Fragen zu erkennen und sofortige Hilfe zu erhalten. Gutscheinaktionen und Testimonials verstärken den Eindruck einer schnellen Lösung.
Die Marschrichtung dieser Programme: Von einem "traurigen" Ich zu einer "neuen, glücklichen" Version seiner selbst in nur zwei Monaten – und das alles für wenige Franken monatlich!
Expertenwarnungen
Aber was steckt wirklich hinter diesen Angeboten?
Experten wie Marco Tackenberg von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie warnen eindringlich. "Diese Apps können niemals die kompetente Diagnose oder Therapie durch eine Fachkraft ersetzen. Sie bieten lediglich oberflächliche und potenziell schädliche Selbstdiagnosen an", erklärt Tackenberg. Diese Anwendungen können nicht die differenzierte Begutachtung vornehmen, die bei psychischen Erkrankungen nötig ist, insbesondere bei komplexen Störungen wie Traumafolgestörungen oder ADHS.
Unrealistische Heilversprechen können die mentale Gesundheit noch verschlechtern. Die Gefahr ist hoch, dass sich Menschen auf leichtfertige Selbstdiagnosen stützen, anstatt sich der notwendigen professionellen Hilfe anzuvertrauen.
Irreführende Werbung
Die Werbung auf Instagram ist oft irreführend und simplifiziert die Komplexität psychischer Erkrankungen. Experten ermahnen: "Solche Programme wecken falsche Hoffnungen und machen das Problem viel kleiner, als es ist."
Echte Unterstützung durch alternative Initiativen
Es gibt jedoch alternative Initiativen, die echte Unterstützung bieten. Eine davon ist die Kampagne „Wie geht's dir?“ von der Stiftung Pro Mente Sana. Diese Initiative fördert den Austausch über psychische Gesundheit, ohne unhaltbare Heilversprechen zu geben.
„Wir sollten nicht versuchen, eine Erkrankung einfach zu ‚heilen‘; der Fokus sollte auf dem Umgang mit den Beschwerden liegen“, so ein Vertreter der Organisation. Begleitung durch einen Fachmann wird als unerlässlich erachtet. Die Kampagne betont die Notwendigkeit, Hilfe zu suchen, wenn man psychisch belastet ist.
Die Realität und der Informationsbedarf
Die Realität zeigt, dass der Bedarf an Informationen über psychische Gesundheit immens ist. Viele Menschen suchen in sozialen Medien nach Antworten. Eine besorgniserregende Untersuchung ergab, dass 50 Prozent der besten TikTok-Videos zu ADHS irreführende Informationen enthielten. Das macht es für Betroffene besonders schwierig, hilfreiche von gefährlichen Inhalten zu unterscheiden.