Technologie

Vor 20 Jahren: Der IBM-PC geht nach China – Eine Revolution in der Computerindustrie

2024-12-07

Autor: Lukas

Im Dezember 2004 geschah etwas Unglaubliches: Lenovo, ein bislang weitgehend unbekannter chinesischer Hersteller, übernahm die PC-Sparte von IBM für erstaunliche 1,75 Milliarden US-Dollar. Diese Übernahme sendete Schockwellen durch die von US-Firmen dominierte Technologiebranche und läutete das Ende einer Ära ein. Während der PC-Markt 2004 mit 178 Millionen verkauften Computern von Größen wie Dell, HP und IBM dominiert wurde, hatte "Big Blue" mit nur 6 Prozent Marktanteil erheblichen Rückstand.

Was die meisten zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Lenovo sollte in den kommenden Jahren nicht nur überleben, sondern zum weltweit führenden PC-Hersteller aufsteigen. Bereits 2013 übernahm das Unternehmen die globale Marktführerschaft und konnte diese bis heute behaupten. Im Herbstquartal 2024 meldete Lenovo den Verkauf von 16,6 Millionen PCs und Laptops – das macht über ein Viertel des globalen Marktes.

Lenovo setzte zudem auf eine aggressive Expansion. Nach der Übernahme von IBMs PC-Sparte stieß Lenovo seine mobile Sparte 2008 ab, um sie ein Jahr später zurückzukaufen. Der Einstieg bei Medion 2011 und die Übernahme von Motorolas Smartphone-Sparte von Google 2014 sind nur einige Beispiele für die ambitionierte Wachstumsstrategie des Unternehmens. Auch die Übernahme von IBMs Serversparte stellt eine bemerkenswerte Erweiterung des Portfolios dar.

Die Skepsis, die von IBM-Kunden hinsichtlich der Qualität der Lenovo-Produkte geäußert wurde, war anfänglich groß. Insbesondere Fans der legendären ThinkPad-Notebooks machten sich Sorgen um die zukünftige Qualität und den Support. Doch Lenovo ließ nicht nach und überzeugte die Kritiker mit Produkten, die bis heute als zuverlässig und leistungsstark gelten – das ThinkPad hat sich als wahres Arbeitspferd in vielen Unternehmen etabliert.

Die Geschichte von Lenovo ist nicht nur die Geschichte eines Unternehmens, sondern ein Abbild des Wandels der chinesischen Wirtschaft. Wo China einst als "verlängerte Werkbank" des Westens fungierte, haben chinesische Unternehmen mittlerweile die Kontrolle über ihre eigenen Marken und Technologien übernommen. Hersteller wie Xiaomi und Huawei führen den Weg der Innovation und setzen Standards in der Branche.

Mit zunehmendem Einfluss Chinas auf den globalen Technologienmarkt kommen jedoch auch Herausforderungen. Die Bedenken über potenzielle Eingriffe der chinesischen Geheimdienste in die globale IT-Lieferkette sind immer noch weit verbreitet. Während die Welt von westlichen Lauschangriffen erfahren hat, bleibt der Einfluss Beijings ein heiß diskutiertes Thema.

Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China haben zudem die Geschäftspraktiken von Lenovo beeinflusst. Um die Lieferketten abzusichern, diversifiziert das Unternehmen seine Produktionsstätten und verschiebt einen Teil der Fertigung ins Ausland – bereits 30 Fabriken außerhalb Chinas sind in Betrieb, und mit einem neuen Investment-Deal in Saudi-Arabien sind weitere geplant.

Trotz eines derzeit stagnierenden PC-Marktes bleibt Lenovo in einer starken wirtschaftlichen Position. Der Boom im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und die steigende Nachfrage nach leistungsstarken Computern treiben das Geschäft an. Im vergangenen Quartal verzeichnete Lenovo einen Umsatzanstieg von 24 Prozent auf beinahe 18 Milliarden US-Dollar, und rund 17 Millionen Lenovo-Computer fanden in diesen drei Monaten ihren Weg in den Handel.

Blicken wir also in die Zukunft: Wird Lenovo weiterhin die Stellung als Marktführer behaupten können? Und wie wird sich der PC-Markt unter dem Einfluss von KI und weiteren Innovationen entwickeln? Die Antworten darauf sind noch ungewiss, aber eines ist sicher: Lenovo hat die Branche nachhaltig geprägt und wird dies auch in den kommenden Jahrzehnten tun.