Wenn Hepatitis-E-Viren Nervenzellen angreifen: Unerwartete Risiken und neue Erkenntnisse!
2024-11-18
Autor: Lukas
Hepatitis-E-Viren (HEV) sind vor allem als Hauptverursacher von Leberinfektionen bekannt, aber sie können weitreichendere Folgen haben. Neueste Forschungen zeigen nun, dass diese Viren auch Nervenzellen angreifen und dadurch neurologische Erkrankungen auslösen können. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Michelle Jagst und Prof. Dr. Eike Steinmann von der Ruhr-Universität Bochum hat zusammen mit Dr. Barbara Gisevius und Prof. Dr. Ralf Gold vom Forschungszentrum Neuroimmunologie ein bahnbrechendes Zellmodell entwickelt. Dieses ermöglicht erstmals die detaillierte Untersuchung der Interaktion zwischen HEV und Nervenzellen.
Die Studie, die in der renommierten Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde, könnte die Sichtweise auf Hepatitis E revolutionieren. Es stellte sich heraus, dass das Virus fähig ist, Nervenzellen direkt zu infizieren, wobei eine Immunreaktion gegen die Infektion kaum vorhanden ist. Michelle Jagst kommentiert: „Bislang gibt es keine genauen Daten über die Häufigkeit neurologischer Auswirkungen, doch es ist bekannt, dass bis zu elf Prozent der Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom Antikörper gegen HEV aufweisen.
Zellen in Gefahr – HEV macht vor kaum etwas Halt
Die Forschung verwendet menschliche Zellen, die aus Urin gewonnen und in Nervenzellen umprogrammiert wurden. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Forscher haben festgestellt, dass die infizierten Nervenzellen nicht nur von dem Virus befallen werden, sondern dass auch ihre Fortsätze, die sogenannten Dendriten, sich verkürzen. Dies deutet auf morphologische Veränderungen hin, die auch bei anderen viralen Infektionen beobachtet worden sind.
„Das könnte erklären, warum einige Patienten nach einer Hepatitis-E-Infektion über neurologische Beschwerden klagen“, so Eike Steinmann. Dies eröffnet neue Perspektiven auf die Behandlung von neurologischen Komplikationen bei HEV-Infektionen, besonders bei gefährdeten Gruppen wie Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Schwangeren.
Zunehmende Bedrohung – Globale Perspektiven auf Hepatitis E
Hepatitis E ist ein globales Gesundheitsproblem. Jährlich sterben schätzungsweise 70.000 Menschen an den Folgen dieser Virushepatitis, und insbesondere in Entwicklungsländern bleiben viele Infektionen unentdeckt. Nach einem ersten dokumentierten Ausbruch in den Jahren 1955 bis 1956 wurde mehr als ein halbes Jahrhundert gewartet, bevor sich die Forschung intensiv mit dem Virus auseinandersetzte. Während akute Infektionen normalerweise bei Menschen mit intaktem Immunsystem von selbst ausheilen, können sie bei immungeschwächten Menschen chronisch werden.
Derzeit gibt es weder eine Impfung noch spezifische therapeutische Ansätze gegen HEV. Diese Forschung könnte jedoch dazu führen, dass dringend benötigte therapeutische Strategien entwickelt werden, um die Bedrohung durch Hepatitis E und ihre möglichen neurologischen Folgen besser zu verstehen und möglicherweise zu bekämpfen. Die Studie legt nahe, dass ein Vergleich zwischen Nervenzellen gesunder und HEV-infizierter Menschen essenziell sein könnte, um die Mechanismen der Virusinfektion weiter zu erforschen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.