Nation

Zürich in Aufruhr: Abstimmung über den Genderstern steht bevor

2024-11-24

Autor: Leonardo

Kaum ein Zeichen hat die Diskussion in der Bevölkerung so stark angeregt wie der Genderstern! Heute können die Zürcher Bürgerinnen und Bürger an der Urne ihre Meinung dazu kundtun. Diese Abstimmung erfolgt im Rahmen der Initiative "Tschüss Genderstern!", die von der Zürcher SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner zusammen mit einem überparteilichen Komitee ins Leben gerufen wurde.

Das Ziel der Initiative ist es, den Genderstern und andere Sonderzeichen aus den offiziellen Texten der Stadt Zürich zu verbannen. Dies soll in der Gemeindeordnung fest verankert werden.

Ein einleitender Hintergrund: Im Jahr 2022 wurde die Initiative eingereicht, nachdem die Stadt eine Revision ihres Reglements zur sprachlichen Gleichstellung vorgenommen hatte. Seitdem sind die Mitarbeitenden angewiesen, geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden oder den Genderstern zu benutzen. Währenddem die Verwendung des Binnen-I, wie in "PolitikerInnen", untersagt wurde, müssen Verwaltungskräfte Formulierungen wie "Lehrkräfte" oder "Zufussgehende" nutzen sowie den Genderstern: "Polizist*innen".

Die Stadt erklärt, dass diese Änderungen darauf abzielen, eine sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter zu gewährleisten, damit sich Frauen, Männer, Nonbinäre und Transpersonen gleichermaßen angesprochen fühlen.

Doch auch innerhalb der Linken gibt es geteilte Meinungen! Brunner und ihre Mitstreiter sehen im Genderstern ein "Sprachdiktat" und fordern eine klare, verständliche und lesbare Sprache. Sie sind der Meinung, dass in offiziellen Dokumenten auf Sonderzeichen innerhalb von Wörtern verzichtet werden sollte. Sollte die Initiative angenommen werden, wäre selbst die Verwendung eines Doppelpunkts anstelle eines Sterns nicht zulässig.

Das Ergebnis der Abstimmung wird mit großer Spannung erwartet. Initiativen von bürgerlicher Seite, insbesondere der SVP, haben es in der Stadt normalerweise schwer, jedoch gibt es beim Thema Genderstern auch unter linken Wählerinnen und Wählern unterschiedliche Ansichten. Im Initiativkomitee sind neben Vertretern der SVP, FDP und Mitte sogar Mitglieder der SP vertreten, darunter der ehemalige Kantonsrat Hartmuth Attenhofer.

Eine Umfrage des Forschungsinstituts GfS Bern im Auftrag der NZZ zeigt den Widerstand in der Bevölkerung: Über 2500 Zürcherinnen und Zürcher wurden Ende 2022 befragt, und mehr als zwei Drittel äußerten, dass sie mit der Verwendung von Gendersternen und anderen Sonderzeichen "überhaupt nicht einverstanden" oder "eher nicht einverstanden" sind. In den großen Agglomerationen hinterließen nur 28 Prozent ihre Stimme für den Genderstern.

Besonders bemerkenswert ist, dass selbst unter den SP-Anhängern fast die Hälfte der Befragten den Genderstern ablehnt. Klarer für die Verwendung des Gendersterns sprachen sich nur die Sympathisanten von Alternativen und Grünen aus.

Die heutige Abstimmung könnte weitreichende Folgen für die Sprache und die Art und Weise, wie Geschlechter in offizieller Kommunikation dargestellt werden, haben. Beobachter sind gespannt, ob diese Initiative eine Trendwende in der Debatte um geschlechtergerechte Sprache einleiten kann oder ob der Genderstern weiterhin Teil der öffentlichen Diskussion bleiben wird.