
Belastung: Neue Konsensdefinition soll Versorgung und Forschung verbessern
2025-04-01
Autor: Mia
Eine internationale Expertengruppe, geleitet von Prof. Dr. Wolfram Döhner von der Charité und dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), hat eine einheitliche Definition der Vorhofflimmer-Belastung (AF burden) verabschiedet. Diese neue Definition zielt darauf ab, die Bewertung von Risiken, die Unterstützung von Therapieentscheidungen und die Vergleichbarkeit von Studien zu verbessern. Die Publikation wurde von der European Heart Rhythm Association (EHRA) und dem Council on Stroke der European Society of Cardiology (ESC) veröffentlicht.
Die AF burden bezeichnet den Anteil der Zeit, in der ein Patient innerhalb eines festgelegten Beobachtungszeitraums im Vorhofflimmern ist, und wird in Prozent gemessen. Zudem wird empfohlen, die längste ununterbrochene Episode (LEAF) zu dokumentieren. Dies markiert einen wichtigen Fortschritt gegenüber den bisherigen kategorischen Einteilungen wie paroxysmal und persistent, da Studien zeigen, dass das Ausmaß des Vorhofflimmerns erhebliche Auswirkungen auf die Symptome, die Prognose und therapeutische Entscheidungen hat.
Ein wesentlicher Aspekt der neuen Definition ist die Dauer der Überwachung. Für eine präzise Einschätzung der AF burden ist eine kontinuierliche oder nahezu kontinuierliche EKG-Überwachung über mindestens 28 Tage erforderlich. Kürzere oder lückenhafte Überwachungen führen häufig zu einer Überschätzung der AF burden und einer Unterschätzung der Vorhofflimmer-Prävalenz. Implantierbare Monitore gelten dabei als Referenzstandard, während symptomgetriggerte Kurzzeit-EKGs nicht geeignet sind, um die AF burden aussagekräftig zu bestimmen.
Die klinische Relevanz einer hohen AF burden ist belegt: Ein erhöhter Anteil an Vorhofflimmern ist stark mit einem ansteigenden Risiko für Schlaganfälle verknüpft, insbesondere bei Episoden, die länger als 24 Stunden andauern. Bei Herzinsuffizienz, besonders mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF), wurden ebenfalls Zusammenhänge mit dem Krankheitsfortschritt entdeckt. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass hohe Burden-Werte auch kognitive Beeinträchtigungen begünstigen und die Lebensqualität der Betroffenen einschränken.
Es gibt jedoch keine allgemeingültige Schwelle, ab der die AF burden als klinisch relevant betrachtet werden kann; die Relevanz muss jeweils für die spezifische Erkrankung evaluiert werden und hängt vom Risikoprofil und den behandlungszielen ab. Eine sinnvolle Kombination für die Einschätzung des Schlaganfallrisikos könnte aus der AF burden und dem CHA2DS2-VASc-Score bestehen.
Prof. Dr. Döhner betont: „Wir brauchen eine zuverlässige und vergleichbare Grundlage, um den klinischen Nutzen von Rhythmuskontrolle, Antikoagulation oder Ablation in Zukunft noch besser beurteilen zu können.”
Die neue Definition schafft nicht nur die Basis für die Vergleichbarkeit von Studien und die Validierung krankheitsspezifischer Grenzwerte, sondern fördert auch die Entwicklung klinischer Versorgungsstrategien und innovativer Technologien zur Rhythmusüberwachung. Damit leistet die Definition einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Patientenversorgung und der wissenschaftlichen Forschung im Bereich Vorhofflimmern.