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Der Fall von Wuhledar: Beginn des Zusammenbruchs der Front im Donbass?

2024-10-03

Autor: Alina

Die Lage in der Ukraine nimmt eine besorgniserregende Wendung, nachdem die Stadt Wuhledar, lange eine Bastion der ukrainischen Verteidigung, in russische Hände gefallen ist. Dieses Ereignis könnte katastrophale Folgen für die gesamte Frontlinie im Donbass haben.

Wuhledar fiel am Dienstagabend und ist nun vollständig unter russischer Kontrolle. Diese Bergbaustadt hat aufgrund ihrer strategischen Lage auf erhöhtem Gelände erhebliche Bedeutung; sie stellt eine wichtige Verbindung zwischen der östlichen und der südlichen Front dar, was die Logistik für die Truppen beider Seiten beeinflusst.

Die ukrainische 72. mechanisierte Brigade verteidigte die Stadt mit ihren nahezu 15.000 Einwohnern mehr als zweieinhalb Jahre lang. Doch seit Sommer 2023 hat Russland seine Taktik angepasst, indem es kleinere, flexiblere Kampfverbände mit nur wenigen Soldaten einsetzt. Diese Verbände operieren erfolgreich unter dem Schutz intensiven Artilleriebeschusses und nutzen moderne FPV-Drohnen für präzise Angriffe.

Berichten zufolge erleidet Russland zwar hohe Verluste, kann jedoch weiterhin Druck auf die ukrainischen Truppen aufrechterhalten. Die Hilfe des Westens kann die Ausrüstungsdefizite der Ukraine nicht vollständig ausgleichen, und die Kapazitäten zur Auffüllung der eigenen Truppenstärke bleiben ein großes Problem.

Zusätzlich bindet die am Kursk-Front stattfindende Offensive etwa 30.000 ukrainische Soldaten, die in der Region Donezk fehlen. Die verbesserten russischen Taktiken, die seit diesem Sommer beobachtet werden, stellen die ukrainischen Streitkräfte vor massive Herausforderungen.

Die Situation sieht düster aus: Laut Pasi Paroinen von der Black Bird Group in Helsinki gewannen die russischen Streitkräfte in Donezk im August und September so viel Terrain wie seit 2022 nicht mehr. Russell hat Wuhledar als eine der letzten Hochburgen der Ukraine im Süden Donezks identifiziert. Der Fall Wuhledar könnte den russischen Truppen den Weg zu anderen strategisch wichtigen Orten, insbesondere der schwer umkämpften Stadt Pokrowsk, ebnen.

Pokrowsk ist entscheidend für die Logistik und Verlegung von ukrainischen Soldaten und Ausrüstung in der Region Donezk. Der Verlust dieser Stadt könnte diesen Krieg in eine neue, gefährliche Phase führen.

Trotz dieser Herausforderungen leisten die ukrainischen Truppen erbitterten Widerstand und hoffen auf die nahende Schlammperiode, die die Offensive des Gegners verlangsamen könnte. Ein möglicher Fall von Pokrowsk könnte nicht nur die Frontlinie erschüttern, sondern auch zu einem Zusammenbruch der gesamten ukrainischen Verteidigung im Donbass führen.

Militärexperten warnen davor, dass dies die russische Armee nahezu ungehindert bis zum Dnipro-Fluss vorrücken lassen würde und der bisherige Zermürbungskrieg in einen dynamischen Bewegungskrieg übergehen könnte, in dem große Landstriche erobert werden.

Allerdings denkt man in der Ukraine nicht ans Aufgeben. In einem Interview stellte der ukrainische Militäranalyst Mykola Bielieskov klar: „Wenn die Ukraine beschließt, weiterzukämpfen, und unsere Partner uns unterstützen, werden wir auch weiterhin im Kampf bestehen. Ein weiterer Punkt auf der Karte verändert strategisch nichts, solange wir weiterstehen.“ Das Schicksal der Front im Donbass bleibt also ungewiss, doch der Kampf der Ukrainer geht unermüdlich weiter.