Technologie

Das schmutzige Dilemma der Chip-Giganten: Taiwan plant, erneuerbare Energien vom chinesischen Festland zu beziehen

2024-11-28

Autor: Laura

Die Halbleiterindustrie, oft als das Rückgrat der modernen Technologie bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle im globalen Streben nach nachhaltiger Energie. Kleine, hochentwickelte Chips, die in den Fabriken von Bosch, Infineon und TSMC produziert werden, sind entscheidend für die Steuerung von Solaranlagen, Windkraftwerken und Elektrofahrzeugen. Prognosen zeigen, dass sich die Nachfrage nach diesen Mikroprozessoren bis 2030 verdoppeln wird. Doch während die Branche als Motor der "grünen Wende" gefeiert wird, bleibt nicht zu übersehen, dass sie auch bedeutende Umweltprobleme verursacht, darunter der Einsatz von fluorierten Gasen, die ein hohes Treibhauspotenzial aufweisen.

Julia Hess, eine Expertin für Halbleitertechnologie, erklärt, dass es zwar Reinigungssysteme gibt, um einige der schädlichen Gase zu reduzieren, aber was übrig bleibt, gelangt trotzdem in die Atmosphäre und kontaminiert sowohl Mensch als auch Natur. Besonders die Energieversorgung der Chipfabriken ist problematisch, da Länder wie Südkorea und Taiwan aufgrund ihrer Geografie nicht genügend Platz für erneuerbare Energien finden können. In diesem Zusammenhang plant Taiwan, erneuerbare Energie von den Küsten Chinas zu importieren, was aufgrund der geopolitischen Spannungen zwischen beiden Ländern sowohl Chancen als auch Risiken birgt.

In Deutschland engagieren sich Unternehmen wie Infineon und Bosch aktiv in der Herstellung von Halbleitern für grüne Technologien. Auf europäischer Ebene sind auch Firmen wie NXP und STMicroelectronics hervorzuheben. Allerdings sind die globalen Lieferketten äußerst komplex: Während der Front-End-Prozess, bei dem die Chips in Reinräumen auf Siliziumwafern gefertigt werden, hauptsächlich in Europa stattfindet, liegt der Back-End-Prozess oft in Asien.

Die strategische Abhängigkeit von Ländern wie Taiwan und Südkorea ist ein nicht zu vernachlässigendes Risiko. In Dresden entsteht derzeit ein neues Halbleiterwerk von TSMC, das in Zusammenarbeit mit Bosch und Infineon Chips für die Automobilindustrie und das Internet der Dinge produzieren soll. Diese Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf die Engpässe während der COVID-19-Pandemie, als viele Hersteller Schwierigkeiten hatten, genügend Chips zu beziehen.

Trotz massiver Subventionen steht die europäische Chipindustrie jedoch vor Herausforderungen. Die hohen Kosten für den Bau und den Betrieb von Chipfabriken erfordern staatliche Unterstützung, und die Frage bleibt, ob diese Investitionen langfristig sinnvoll sind. Besonders umstritten ist die Finanzierung von Unternehmen wie Intel in Magdeburg, das moderne Chips für KI und Unterhaltungselektronik produzieren wollte. Es gibt Bedenken, dass solche Projekte nicht zur Reduzierung der Emissionen beitragen können, da sie in der Regel kurzlebige Technologie produzieren.

Die europäische Halbleiterstrategie, die im European Chips Act festgehalten ist, zielt darauf ab, die Produktionskapazitäten auf 20 Prozent bis 2030 zu erhöhen. Doch ähnliche Prognosen zeigen, dass dies unrealistisch sein könnte, da die globale Nachfrage nach Halbleitern weiterhin stark steigen wird. Während die Chipproduktion weltweit ansteigt, insbesondere in Ländern wie Japan und China, bleibt Europa hinter den Erwartungen zurück.

Ein weiteres zentrales Problem stellt die Verwendung umweltschädlicher Chemikalien dar. Der Einsatz von fluorierten Gasen in der Chipproduktion hat in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit erregt, da die EU plant, diese Gase zu regulieren. Hier bleibt unklar, wie sich dies auf den Aufbau der europäischen Halbleiterindustrie auswirken wird. Der Umstieg auf weniger schädliche Alternativen könnte Jahrzehnte in Anspruch nehmen und somit die Industrie vor große Herausforderungen stellen.

Zusätzlich ist der Zugang zu erneuerbaren Energien in den großen Halbleiterländern, insbesondere in Taiwan und Südkorea, eingeschränkt. Taiwan setzt auf den Import von grüner Energie aus China, während Südkorea vermehrt auf Atomkraft setzt. Letztendlich sind die Lösungsansätze zur Reduktion der der Umweltbelastung und zur Sicherstellung einer nachhaltigen Chipproduktion ungelöst und erfordern umfassende internationale Kooperationen und politische Entschlossenheit.